Es geht eigentlich nur um 20 Zentimeter, doch die Auswirkungen sind enorm: Wenn am Sonntag in Düsseldorf die Weitspringer auf Medaillenjagd gehen, springen sie erstmals nicht von einem Balken, sondern aus einem 40 Zentimeter langen Bereich ab. Gemessen wird dann die "reale" Weite - von der Fußspitze beim Absprung aus.
"Hochmoderne Videokameras messen die tatsächlich gesprungene Weite vom Absprung bis zur Landung. Bisher wird die Weite von einer fixen Markierung ermittelt", erklärten die Veranstalter am Dienstag. Durch diese Variante soll die Zahl der Fehlversuche durch Übertreten drastisch verringert werden. Zudem würden keine Zentimeter durch einen zu frühen Absprung verschenkt, so der Weltverband World Athletics.
Mihambo offen, Tentoglou entsetzt
Malaika Mihambo steht der Regel-Revolution offen gegenüber. "Am Ende kann es den Weitsprung spannender machen", sagte die zweimalige Weltmeisterin. Optimale Sprünge werden wahrscheinlicher, wie die 31-Jährige hinzufügte. "Ich bin gerne bereit, das auszuprobieren. Um entscheiden zu können: Ist es sinnvoll? Ist das spannend? Wird es dadurch besser?"
So offen sind jedoch längst nicht alle. Olympiasieger Miltiadis Tentoglou etwa hatte nach Bekanntwerden der Gedankenspiele vor rund einem Jahr sogar mit Rücktritt gedroht. Der Anlauf sei der schwierige Teil beim Weitsprung, so der Grieche. Würde man dies abschaffen, wäre es die "einfachste Disziplin". Auch beim großen Carl Lewis stießen die Reform-Gedanken auf Ablehnung - er nannte sie gar einen "Aprilscherz". Beim Basketball mache man ja auch nicht "den Korb größer, wenn viele Leute daneben werfen".
Weitsprung ist 150 Jahre alt
Angestoßen wurde die Reform vom Weltverband World Athletics und dessen Präsident Sebastian Coe. "Bei den Weltmeisterschaften 2023 waren rund ein Drittel der Sprünge ungültig", sagte der Brite, dies sei langweilig für das Publikum: "Unser Sport ist 150 Jahre alt. Es gibt unantastbare Elemente, die wir schützen wollen. Aber es gibt auch Bereiche, welche die Zuschauer kalt lassen."
Außer Mihambo starten in Düsseldorf auch noch weitere deutsche Leichtathletik-Stars wie Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye und Sprint-Ass Gina Lückenkemper.
3.-5. Januar - Bob- und Skeleton-Weltcup in Winterberg: Während die Hand- und Fußballer ihre teils sehr kurzen Winterpausen nutzen, um ihre Akkus wieder aufzuladen, sind die Wintersportler gerade im Tunnel. Das kann man im Falle des Wintersports in NRW ruhig wörtlich nehmen, weil es in Winterberg in den Eiskanal geht: Nach der Heim-WM 2024 werden im Hochsauerland dieses Mal "nur" Weltcuppunkte verteilt, aber das dürfte die Vorfreude der heimischen Starter kaum trüben. Das deutsche Team holte bei der WM die mit Abstand meisten Medaillen, wobei die Winterbergerin Laura Nolte bei ihrem Heimspiel mit Gold im Monobob und Silber im Zweierbob zweimal jubeln durfte.
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Unsere Quellen:
- WDR-Sportredaktion
- Nachrichtenagenturen SID und dpa