"Ich begann die Bücher 1991 zu schreiben und als sie Bestseller wurden, kamen sofort Filmproduzenten auf mich zu, die einen Kinofilm daraus machen wollten. Und ich sagte: Das geht nicht, die Bücher sind zu lang", erinnert sich George R. R. Martin, US-Schriftsteller und Erfinder der Fantasy-Buchreihe "A Song of Ice and Fire – Das Lied von Eis und Feuer".
Doch eine Form wird Martins epischer Erzählweise gerecht: eine Fernsehserie von ebenso monumentalem Ausmaß wie die Bücher selbst. Am 17. April 2011 sendet der US-amerikanische Bezahl-Fernsehsender HBO die erste Folge dieses Mammutprojektes von David Benioff und D.B. Weiss. "Game of Thrones" – benannt nach dem ersten Buch der Reihe – spielt in einer rauen, mittelalterlich anmutenden Welt, in der die Mythen von Drachen, Magie und wandelnden Untoten lebendig sind. Sieben große Häuser konkurrieren um den Eisernen Thron und damit die Macht in den Sieben Königreichen von Westeros. Vor allem die Familien Lennister, Stark, Baratheon und Targaryen spielen vorn mit. "Spielt man das Spiel um Throne, gewinnt man oder stirbt. Dazwischen gibt es nichts", erklärt Cersei aus dem Hause Lennister Eddard Stark, als der noch lebte.
Niemand kann sich in Sicherheit wiegen, das Land der Sieben Königreiche befindet sich im Umbruch.
120 Hauptfiguren kämpfen um die Macht
Das Figurenensemble von "Game of Thrones" ist von verwirrendem Umfang: Etwa 120 Hauptfiguren kämpfen um die Macht, mal mit-, mal gegeneinander. Es lohnt, sich auf die verschlungene Erzählstränge und die zahlreichen schillernden Charaktere einzulassen. Das Interessante an der Serie ist, dass fast alle dieser ambivalenten Figuren im Rahmen ihrer Weltanschauung und Situation durchaus nachvollziehbar handeln. "Nicht nur die wilden Attraktionen von Sex und Gewalt, Magie und Spektakel machen diesen Zerfall so faszinierend: Weil niemand der Held von 'Game of Thrones' ist, werden alle Figuren wichtig und interessant", schreibt der Filmwissenschaftler Georg Seeßlen.
Und die Zuschauer wollen genau das sehen. Mittlerweile gehört die Serie zu den weltweit teuersten und erfolgreichsten Fernsehproduktionen. Allein in den USA schauen knapp 20 Millionen Menschen zu. Die Fantasy-Serie ist beliebter als jede andere vor ihr. Das liegt auch an den aufwendigen Sets, Spezialeffekten und den erstklassigen Schauspielern.
Der Winter naht
Waren die ersten Staffeln noch sehr eng an die Buchvorlage angelehnt, löste sich die Serie nach und nach von den Romanen. Und die am 24. April 2016 beginnende sechste Staffel hat die Buchreihe nun eingeholt.
Eins ist klar, auch in der sechsten Staffel: In der Welt von "Game of Thrones" wird selten etwas gut. Das hat der Zuschauer spätestens dann verstanden, wenn der Henker noch vor dem Ende der ersten Staffel Eddard Starks abgetrennten Kopf präsentiert. Die Serie breche mit einer grundlegenden Verabredung im Serien-Genre, schreibt der Filmwissenschaftler Georg Seeßlen. "Figuren, an die man sich gewöhnt hat, die man zu respektieren gelernt hat, auf die man noch neugierig wäre, können jederzeit umgebracht werden. Statt der gewohnten Anreicherung erlebt man 'Game of Thrones' als Abfolge drastischer Verluste."
Unheilvoll verkündet eine um die andere Figur, dass der Winter naht. Und Winter können in der Welt von Westeros Generationen dauern.
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