Es ist sein Blick, der andere in den Bann zieht, das geheimnisvolle Leuchten seiner meerblauen Augen. Bald mag Paul Newman nicht mehr auf seine Augen angesprochen werden, weder von Fans noch von Kritikern. Sie sagen doch nichts über seine Darstellungskunst aus, meint er. Außerdem kann er das Newman-Blau weder sehen noch beurteilen: Er ist farbenblind und darf deswegen nicht zur Marine.
Newman bleibt der Ruhm suspekt
Bevor Newman, geboren am 26. Januar 1925, zum Kino kommt, spielt er abends Theater am Broadway und besucht tagsüber Lee Strasbergs Actor's Studio in New York. Hollywood wird bald auf ihn aufmerksam, die Studios versorgen ihn mit ersten Rollen. Mit seiner Darstellung eines gebrochenen Mannes in "Die Katze auf dem heißen Blechdach" (1958) tritt er endlich aus dem Schatten seiner beiden Schauspielkollegen Marlon Brando und James Dean. Mit beiden wurde er bis dahin stets verglichen, sogar als deren Zweitausgabe abgetan. Fortan zeigt er mit Lässigkeit und Understatement, dass er alle Genres beherrscht, Western, Actionfilme, Komödien, Melodramen und sozialkritische Krimis. Seine ungezwungene Spielfreude täuscht darüber hinweg, wie gut er sich auf seine Rollen vorbereitet und wie viel er investiert. Zu Newmans bekanntesten und kommerziell erfolgreichsten Filmen gehört der Western "Butch Cassidy and the Sundance Kid" (1969), in dem er mit Robert Redford ein sympathisches Bankräuberpärchen spielt. Die beiden Freunde werfen ihren Charme später noch einmal zusammen und überzeugen als Gaunerduo in der Filmkomödie "Der Clou" (1973).
Für jede Rolle gibt er alles: Für "Haie der Großstadt" (1961), einem bedrückenden Film über das Zocker-Milieu, lernt Paul Newman perfekt Pool-Billard zu spielen. Unvergessen ist er auch als Ausbrecherkönig Cool Hand Luke in "Der Unbeugsame" (1967). In dem Gefängnisdrama isst er nicht nur 50 hartgekochte Eier, sondern singt sogar. Newman ist eine verlässliche Größe in Hollywood. An seinen Darstellungen von Billardprofis, Rinderzüchtern und Privatdetektiven müssen sich die nächsten Generationen männlicher Schauspieler messen. Ihm selbst bleibt der Ruhm suspekt. "Kritiken lese ich nie, meine Magenschleimhaut ist mir wichtiger", sagt er einmal.
Salat- und Nudelsaucen als zweites Standbein
Ab Mitte der 1970er-Jahren tritt er immer weniger als Schauspieler auf. Er führt mehrmals Regie, gewinnt Preise als Rennfahrer und erwirtschaftet mit seinen Salatsaucen "Newmans's Own" ein weiteres Vermögen. Die Gewinne steckt er in den Kampf gegen Krebs und gegen Drogen - sein einziger Sohn war durch Tabletten und Alkohol gestorben. Newman, ein Demokrat, fast Sozialist, unterstützt zudem linke Zeitschriften und demokratische Präsidenten. Besonders stolz soll er auf seinen Platz auf Richard Nixons Feindesliste gewesen sein: Platz 19. Nach 50 Jahren im Filmgeschäft, mehr als 50 Filmen und einem Oscar 1987 für den Film "Die Farbe des Geldes" stirbt Paul Newman 2008 im Alter von 83 Jahren an Lungenkrebs.
Stand: 26.01.2015
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