Laufen- und Tanzenlernen sind eins: Schon als Dreijähriger steppt Sammy Davis junior auf Showbühnen. Er wird am 8. Dezember 1925 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren. Seine Eltern sind Varieté-Künstler. Mit seinem Vater Sam Davis senior und seinem Onkel Will Mastin tingelt er jahrelang durch die USA. Um die Kinderarbeitsgesetze zu umgehen, wird er anfangs als "44 Jahre alter Zwerg" vorgestellt. Die Schule kann Sammy nur sporadisch besuchen. Bereits 1933 hat er sein Filmdebüt in "Rufus Jones for President". Im Amerika der "Rassentrennung" läuft die Produktion nur in Kinos, die von Schwarzen besucht werden dürfen.
Davis macht bittere Erfahrungen mit dem Rassismus der Weißen: 1943 meldet er sich freiwillig zur Luftwaffe, wird aber als Schwarzer nicht zugelassen, sondern in die Infanterie eingezogen. Dort wird ihm wegen seiner Hautfarbe bei Schlägereien mehrmals die Nase gebrochen. Er lässt sich versetzen und tritt schließlich bei Unterhaltungsabenden für die Truppe im ganzen Land auf. "Ich muss einfach ein Star sein, wie ein anderer Mensch atmen muss", sagt Davis später. "Ich muss so groß, so mächtig, so berühmt werden, dass der Tag kommen muss, an dem die Leute mich ansehen und nur einen Mann sehen - und nur noch beiläufig merken, dass ich ein Neger bin."
Frank Sinatra als Vorbild
Nach dem Zweiten Weltkrieg schafft Davis den Sprung von den Vorstadt-Bühnen in die Show-Paläste von Las Vegas. Eine wichtige Rolle spielt dabei Frank Sinatra, der bereits eine Größe im Showgeschäft ist, als sich die beiden in den 1940er Jahren begegnen. Sinatras Einfluss sei unermesslich gewesen, sagt Davis rückblickend: "Vor allem wollte ich so sein wie er. Ich wollte so angezogen sein wie er. Ich wollte so aussehen wie er." 1954 bringt Davis, der mit immer berühmteren Show-Kollegen auftritt, seine erste Platte heraus. Dann kommt es zu einem tragischen Vorfall: Im gleichen Jahr verliert er bei einem Autounfall sein linkes Auge. Aus Dankbarkeit einem Rabbiner gegenüber, der ihn danach betreut, tritt Davis - bisher römisch-katholisch - zum jüdischen Glauben über. Mit einem Glasauge kehrt er auf die Bühne zurück, erfolgreicher denn je.
Am Broadway glänzt Davis in Musicals wie "Mister Wonderful" und "Golden Boy". Dutzende seiner Hits werden weltweite Bestseller. Mit Sinatra und Dean Martin zusammen blödelt er sich als "Rat Pack" durch Slapstick-Filme und Shows. Er tourt durch die USA und Europa. Dabei begeistert er auch mehrmals das deutsche Publikum. Bei einem Auftritt in München sitzt zum Beispiel auch Udo Jürgens im Publikum und erlebt, wie der schwarze Weltstar einen Song von ihm singt: "Ich muss ehrlich sagen, da ist mehr als Gänsehaut unter meinem Anzug gewesen - da hab ich mit den Tränen gekämpft."
Unterstützung für Nixon und Martin Luther King
Bei vielen Schwarzen Amerikas steht Davis jedoch zeitweilig in der Kritik: Er berät US-Präsident Richard Nixon in der "Rassenfrage" und tritt 1973 im Weißen Haus zu Ehren von Kriegsheimkehrern aus Vietnam auf. Vorbehalte gibt es auch, weil Davis in zweiter Ehe mit einer Weißen verheiratet ist. Andererseits setzt er sich politisch immer wieder für die Gleichberechtigung der Schwarzen ein und ist oft Seite an Seite mit Martin Luther King zu sehen.
Für Schlagzeilen sorgt ebenfalls Davis' Lebenswandel: Er ist für seine Affären und seinen Alkoholkonsum bekannt. 1974 hat er einen schweren gesundheitlichen Zusammenbruch, kann aber im selben Jahr wieder in New York auftreten. Noch in den 1980er Jahren tritt er in den Spitzen-Nachtclubs von Las Vegas auf und geht von dort aus auf Tournee. Er tanzt, parodiert, singt - fast immer mit Zigarette in der Hand. 1989 tritt er mit Sinatra und Liza Minelli noch einmal in Deutschland auf. Kurz darauf wird bei einer Routineuntersuchung Kehlkopfkrebs entdeckt. Heilung ist nicht mehr möglich. Sammy Davis junior stirbt am 16. Mai 1990 in Beverly Hills im Alter von 64 Jahren.
Stand: 16.05.2015
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