Eigentlich macht Udo Jürgens Griechenland zur deutschen Touristenhochburg, und dafür braucht er nur einen Hit. Anfang der 70er Jahre sitzt er auf der Insel Rhodos, in 20 Minuten schreibt er nach eigener Aussage dessen Melodie zusammen. Dann wartet Jürgens allerdings noch zwei Jahre lang auf den passenden Text.
Als "Griechischer Wein" 1975 in die Plattenläden kommt, landet die Single in Deutschland auf Platz eins und wird zum Millionenseller. Zum Dank für den Erfolg wird Jürgens mit Texter Michael Kunze vom griechischen Ministerpräsidenten Kostas Karamanlis empfangen. "Das Lied hat sowohl den Weinverkauf als auch die Urlaubsreisen nach Griechenland sprunghaft ansteigen lassen", wird sich Jürgens später erinnern. "Und das ist auch ein Grund, warum Karamanlis mich eingeladen hat, weil Griechenland zu einem Urlaubsparadies der Deutschen wurde."
Erfolg durch Eigenkompositionen
Geboren wird Jürgens am 30. September 1934 in Klagenfurt. Das Klavierspielen bringt er sich selber bei. In seiner Jugend eher unsicher und schmächtig, ist er doch vom unbedingten Willen nach Erfolg beseelt. 1950 steht er zum ersten Mal auf der Bühne, neun Jahre später erzielt er mit "Jenny" einen ersten Achtungserfolg. Aber in einer Zeit, in der Typen wie Peter Kraus oder Freddy Quinn die Unterhaltungsszene beherrschen, scheint für Jürgens kein Platz. Statt groß Karriere zu machen, muss er sich zunächst als Barpianist und Gelegenheitsschauspieler durchschlagen.
Das Blatt wendet sich erst, als Jürgens 1963 den Manager Hans Rudolf Beierlein kennenlernt. Beierlein erkennt, dass Jürgens’ Stärke in der Interpretation eigener Kompositionen liegt. 1966 gewinnt Jürgens mit "Merci Cherie" den Grand Prix Eurovision de la Chanson.
"Rampensau im Angesicht des Zuspruchs"
Unter Beierlein entwickelt sich Jürgens zur eigenen Marke. 1969 startet er mit 266 Konzerten die bisher größte Konzerttournee der Welt. Immer wieder gelingt es ihm, eingängige Melodien mit aktuellen, teils im Schlagergeschäft tabuisierten Themen wie Arbeitslosigkeit oder Vereinsamung zu kombinieren. "Die Lieder einer Zeit sind auch der Spiegel einer Zeit", lautet sein Motto. Auch in "Griechischer Wein" geht es nur vorrangig um Alkohol und die Schönheit eines Landes. Vor allem geht es um das Heimweh eines griechischen Gastarbeiters im Ruhrgebiet.
Inzwischen kann Jürgens auf rund 1.000 Eigenkompositionen und über 100 Millionen verkaufte Tonträger zurückblicken. Trotz seiner 80 Jahre denkt er nicht ans Aufhören: Im Oktober 2014 startet er seine 25. Konzerttournee. Musikjournalist Jan Feddersen weiß warum: "Er ist eigentlich eine Rampensau im Angesicht des Zuspruchs, er braucht Beifall, er braucht den Schweiß des Publikums, dann kann er selber wahnsinnig gut schwitzen."
So oder so steht für Feddersen fest: Udo Jürgens "ist eigentlich die größte Entertainmentfigur der Nachkriegszeit."
Stand: 30.09.2014
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