Die Geschichte des Bayer-Konzerns beginnt in Barmen, das wie der Nachbar Elberfeld seit 1929 zu Wuppertal gehört. Dort, im Stadtteil Wichlinghausen, wird am 6. Juni 1825 Friedrich Beyer (sic!) geboren. Der Sohn eines Seidenwirkers geht bei einem Chemikalienhändler in die Lehre und erlebt, wie seine Heimatstadt dank der vielen im Bergischen Land beheimateten Textilbetriebe zur ersten Industrieregion Deutschlands heranwächst.
Mit 23 Jahren baut Friedrich Beyer seine eigene Firma auf und handelt in ganz Europa mit Naturfarben wie Indigo-Blau oder Krapp-Rot. Als ein betrügerischer Kaufmann gleichen Namens in Leipzig seinen guten Ruf zu schädigen droht, ändert Beyer seinen Nachnamen in Bayer. 1855 macht der Chemiker William Perkin in England eine bahnbrechende Entdeckung, die auch Bayers Karriere bestimmen wird.
Partnerschaft mit Johann Friedrich Weskott
Perkin hat durch Zufall herausgefunden, wie sich aus Steinkohleteer künstliche Farbstoffe herstellen lassen. Anders als die schwer zu gewinnenden und schnell verblassenden Naturfarben verleihen die synthetischen Produkte Textilien eine dauerhafte und intensive Färbung. Als Farbenhändler erkennt Bayer natürlich das zukunftsträchtige Potenzial von Perkins Entdeckung und beschließt, ebenfalls in die Erforschung der Teerfarben zu investieren. In dem Barmener Färbermeister und Chemiker Johann Friedrich Weskott findet Friedrich Bayer 1861 den kongenialen Partner für seine Pläne.
Bayers Ehefrau Julie muss ertragen, wie sich ihre Küche in ein stinkendes Labor verwandelt. Das Wissen um chemische Reaktionen steckt noch in den Anfängen; für ihre Experimente steht Bayer und Weskott lediglich ein Tontopf auf dem Kohleofen zur Verfügung. Wie gesundheitsgefährdend ihr Hantieren ist, ahnen sie nicht. Nach einem halben Jahr haben sie den Gewinnungsprozess entschlüsselt und erhalten ein grüngelbes Pulver. In Wasser und Alkohol gelöst erzeugt es eine leuchtend rote Farbe: das sogenannte Fuchsin.
Früher Tod der Firmengründer
Direkt neben Bayers Wohnhaus in Barmen gründen die Freunde am 1. August 1863 die Chemiefabrik "Friedr. Bayer et comp." – die Urzelle des heutigen Weltkonzerns. Schnell entlocken sie dem Teer neue Farben wie Nachtblau, Seegrün und Viktoriaviolett, die ihnen einen rasanten Aufstieg bescheren. Als die Nachbarn sie wegen Vergiftung ihrer Brunnen durch Arsen verklagen, verlegt Bayer 1866 die Produktion nach Elberfeld. Wie andere Färb- und Bleichbetriebe auch leitet Bayer seine giftigen Abwässer in die schwarzgefärbte, stinkende Wupper. Das Unternehmen dehnt seine Handelsbeziehungen über ganz Europa und die USA aus und baut in den Vereinigten Staaten sowie in Russland eigene Produktionsstätten.
Beide Firmengründer sterben früh, zunächst 1876 der erst 55-jährige Johann Friedrich Weskott, und 1880 dann der fast gleichaltrige Friedrich Bayer. Ihren Erben hinterlassen sie ein florierendes Unternehmen mit rund 400 Beschäftigten. 1883, nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, übernimmt der Chemiker Carl Duisburg das Ruder. Bis 1912 verlegt er die Bayer AG auf ein Gelände an den Rhein bei Wiesdorf, woraus später die Stadt Leverkusen hervorgeht. Einzig ein Arzneimittelwerk bleibt am alten Standort in Elberfeld zurück.
Stand: 06.06.2015
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