"Palim, Palim - ich hätte gern eine Flasche Pommes frites!" Zwischen 1975 und 1980 blödelt sich Dieter Hallervorden mit der Komikreihe "Nonstop Nonsens" in die Herzen der Fernsehzuschauer. Der Sketch, in dem zwei Sträflinge Kaufmannsladen spielen, wird Kult. "Wir sagten, wir machen das, worüber wir selbst lachen können, in der Hoffnung, dass andere diesen Humor teilen", erinnert sich Hallervorden. Der Plan geht auf. Die Ulksendung erreicht Einschaltquoten von über 50 Prozent, bis zu 30 Millionen Menschen schauen zu.
Doch Hallervorden kann nicht nur Klamauk. Der am 5. September 1935 in Dessau geborene Ingenieurssohn studiert zunächst in Ost-Berlin Romanistik und jobbt als Fremdenführer. 1958 flüchtet er in den Westen der Stadt und setzt sein Studium mit dem Zweitfach Theaterwissenschaften fort. Zwei Jahre später gründet er das bis heute bekannte Kabaretttheater "Die Wühlmäuse". "Das gehört zu den wenigen Dingen, auf die ich stolz bin", so Hallervorden.
"In Fettnäpfchen treten liegt mir auch privat"
Der Durchbruch beim Fernsehen gelingt Hallervorden, als er sich vom politischen Kabarett auf Slapstick verlegt. Rund 15 Jahre lang macht Hallervorden als trotteliger Didi Meisenkaiser Nonsens. Nicht nur mit Fernsehsendungen, sondern auch mit Kinofilmen hat er Erfolg. Der Streifen "Didi - Der Doppelgänger" (1984) wird bis 1985 in 37 Länder verkauft. Die Figur habe gewisse Facetten, die auch in ihm angelegt seien, sagt Hallervorden: "Mit viel gutem Willen durch die Gegend zu rennen und dabei meistens in Fettnäpfchen zu treten, das liegt mir privat auch ein bisschen." Didi kämpft als Tölpel mit den Tücken des Alltags, stolpert, stammelt und schneidet Grimassen. Die wandelbare Mimik ist ein Markenzeichen von Hallervorden.
In den 1990er Jahren versucht Hallervorden, sein Blödelimage abzulegen, das ihn aufgrund der ständigen Wiederholungen der Fernsehsendungen immer wieder einholt. Nach dem satirischen Monatsmagazin "Spottschau" (1992/1993) kann er mit "Hallervorden Spott Light" ab Ende 1994 auch in die ARD als politischer Komiker zurückkehren. Er überholt mit 5,6 Millionen Zuschauern zwischenzeitlich sogar die nachfolgenden "Tagesthemen". Auch seine Soloprogramme und Boulevardkomödien kommen beim Publikum gut an.
"Ich wusste immer, dass ich das kann"
Ende 2008 übernimmt Hallervorden das seit zwei Jahren leer stehende Berliner Schlosspark-Theater. Als neuer Intendant nimmt er den Spielbetrieb mit einer Mischung aus Gastspielen und Eigenproduktionen wieder auf. Gelegentlich kehrt Hallervorden auch vor die Kamera zurück und triumphiert als Charakterdarsteller. 2013 spielt er im Kinofilm "Sein letztes Rennen" als Altersheimbewohner Paul Averhoff, der der Tristesse seines Daseins entfliehen will, indem er für den Berlin-Marathon trainiert. "Diese Figur, die ich da spiele, entspricht genau meinem Wesen", sagt Hallervorden. "Es ist ein Typ, der sagt: 'Ich will und ich kann.'"
Er sei froh, dass ihn die selbst geschaffene Figur Didi eine Zeit lang getragen habe, sagt Hallervorden. "Ich musste mich bloß irgendwann von ihm trennen, weil ich mit ihm nicht an die Ufer kommen konnte, die ich mir vorstellen konnte." Er hat sie erreicht. Hallervorden wird mittlerweile nicht nur als Komiker und Kabarettist, sondern auch als Schauspieler ernst genommen. Im Film "Honig im Kopf" (2014) berührt er ein Millionenpublikum als Alzheimerkranker. "Ich wusste immer, dass ich das kann. Ich habe diese Bandbreite."
Stand: 05.09.2015
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