Personal der U-Bahn Tokio schiebt Passagiere in überfülltes Abteil

30. Dezember 1927 - Älteste U-Bahn-Linie Asiens wird eröffnet

Stand: 30.12.2017, 00:00 Uhr

Zur Rush Hour verwandeln sich die Bahnsteige von Tokios U-Bahn in eine Pendlerhölle. Höflich, aber resolut drücken Uniformierte mit weißen Handschuhen die Fahrgäste in die überfüllten Waggons. Auf die Minute pünktlich fährt der Zug los; nach zwei Minuten rollt bereits der nächste ein.

Mit mehr als 13 Millionen Einwohnern ist die Metropolregion Tokio der größte Ballungsraum der Erde. Allein die U-Bahn befördert täglich rund zehn Millionen Menschen. Die erste Strecke, die Ginza-Linie, wird vor 90 Jahren eröffnet.

Erste U-Bahn Asiens in Tokio eröffnet (am 30.12.1927)

WDR 2 Stichtag 30.12.2017 04:15 Min. Verfügbar bis 28.12.2027 WDR 2


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Erdbeben verzögert den U-Bahn-Bau

Zum Bau der ersten Eisenbahn 1872 muss Japan noch Lokomotiven, Schienen und Waggons aus England importieren. Als zu Beginn der 1920er-Jahre die Arbeiten an der Ginza-Linie beginnen, kann das Land das Mammutprojekt bereits allein verwirklichen. 

Naturgewalten machen den Planern jedoch einen Strich durch die Rechnung. Am 1. September 1923 wird die Region durch das Kanto-Erdbeben verwüstet. Mehr als 140.000 Menschen werden getötet und große Teile Tokios zerstört.

In kürzester Zeit ersteht aus den Trümmern eine neue, moderne Metropole mit breiteren Straßen, neuen Brücken und der ersten U-Bahn Asiens. Am 30. Dezember 1927 kann die Ginza-Linie eröffnet werden. Mit vier Stationen und nur 2,2 Kilometer lang verbindet sie anfangs die Stadtteile Asakusa und Ueno.

Anderthalb Stockwerke unter den Straßen

Pausenlos wird die Strecke ausgebaut, bis sie 1934 das Einkaufs- und Vergnügungsviertel Shibuya erreicht. Neue Linien entstehen und machen Tokio für Jahrzehnte zur Stadt mit dem meist genutzten U-Bahn-Netz der Welt.

13 U-Bahn-Linien ziehen sich heute durch Tokio. Die Ginza-Linie als die älteste Linie saust etwa anderthalb Stockwerke tief unter den Straßen durch den Untergrund. Wegen der kleinen Bahnhöfe sind ihre Züge mit sechs Waggons die kürzesten im U-Bahn-Netz, was zu Spitzenzeiten unweigerlich zu dichtem Gedränge auf den Bahnsteigen führt.

Mit blitzsauberen Zügen und Bahnhöfen, einem strikt eingehaltenen Fahrplan und ohne nennenswerte Kriminalität gilt Tokios U-Bahnnetz heute weltweit als vorbildlich.

Ein Giftgas-Anschlag macht Schlagzeilen. Mitglieder der Aum-Sekte setzen 1995 Sarin in den Bahnhöfen frei. 13 Menschen sterben, mehr als 6.200 Fahrgäste werden verletzt.

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