Carlos Saura

4. Januar 1932 – Geburtstag des Filmregisseurs Carlos Saura

Stand: 04.01.2017, 00:00 Uhr

Bei Carlos Saura beginnt alles mit einem Bild, aus dem sich ein ganzer Film entwickelt. Oder aus einer bestimmten Melodie. "Ich arbeite viel mit Musik, mit Beziehungen, Bildern, das ist das, was mir Spaß macht", sagt der spanische Regisseur. "In keinem meiner Filme gibt es eine Musik, die mir nicht gefällt."

Das gilt auch für seinen bisher größten Erfolg: "Carmen" (1983), der die Handlung der gleichnamigen Oper von Georges Bizet mit dem Schicksal eines Tanzensembles verknüpft. "'Carmen' war etwas ganz Neues", sagt Saura. "Eine neue Art von Musical". Der Film wird für einen Oscar, einen César und einen Golden Globe nominiert.

Kritik an Francos Diktatur

Geboren wird Saura am 4. Januar 1932 als Sohn eines Finanzbeamten und einer Konzertpianistin in Huesca in der Autonomen Region Aragonien. "Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen", wird er sich später erinnern. "Aber seltsamerweise habe ich mich von klein auf auch sehr für die Volksmusik interessiert." Zunächst studiert Saura Ingenieurwissenschaften. Nebenbei macht er Fotos, die er gemeinsam mit Werken seines Bruders, des Malers Antonio Saura, ausstellt. 1952 beginnt er ein Regiestudium an der spanischen Filmhochschule, das er 1957 mit Diplom abschließt.

Durch die Aufführung seines ersten langen Spielfilms "Die Straßenjungen" (1959) bei den Filmfestspielen in Cannes kommt Saura mit Luis Bunuel in Kontakt, mit dem er fortan befreundet ist. Nach der Zensur des Films durch die spanischen Behörden entwickelt sich Saura immer mehr zum Kritiker des Franco-Regimes, dessen Diktatur Spanien von 1936 bis 1977 prägt. Hierfür erfindet der Regisseur einen ganz eigenen, von Symbolen und Metaphern geprägten Stil ohne Happyend.

Saura und Chaplin

Sauras Bürgertumskritik "Die Jagd" (1966) über drei alte Bürgerkriegsveteranen, die sich in der sonnendurchglühten Einöde zur Hasenhatz treffen und sich dabei von Freunden zu hasserfüllten Mördern wandeln, bringt dem Regisseur den Silbernen Bären der Berlinale ein. Dies öffnet ihm den Weg ins internationale Filmgeschäft. 1967 dreht Saura mit Geraldine Chaplin den abgedrehten Psychothriller "Peppermint Frappé", in dem sich Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit untrennbar miteinander verknüpfen. Fortan leben Saura und Chaplin zusammen. Neun Filme drehen sie miteinander, darunter "Züchte Raben" (1975), mit dem der Regisseur endlich auch in seiner Heimat Erfolge feiert.

In letzter Zeit hat sich Saura wieder ganz dem Musik- und Tanzfilm, namentlich den aus Südspanien stammenden Sevillanas sowie dem Flamenco und dem Tango, verschrieben. Zuletzt kommt 2015 "Zonda, folclore argentino" in die Kinos.

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