Er sprengt seinen weißen Sportwagen in die Luft, um gegen die Umweltverschmutzung zu protestieren. Und lässt sich auf sein Haus ein Ufo bauen. Charles Wilp liebt spektakuläre Aktionen. Bekannt wird er in den 1960er Jahren durch provokative Werbespots für Puschkin-Wodka und Afri-Cola. Auch der Werbespruch für den VW-Käfer – "Und läuft ... und läuft .... und läuft ..." stammt von ihm.
Auch wenn Wilp den Umsatz von Afri Cola um ein Drittel steigern kann und für VW einen Kultslogan schafft, steht für ihn nicht das Verkaufen im Vordergrund. Er begreift Werbung als Gesamtkunstwerk. Hier kann er seine Talente einbringen: Er komponiert, fotografiert und textet. Neben Werbung betreibt er auch politische Imagepflege. Für das Bundespresseamt etwa porträtiert er die Minister der ersten sozial-liberalen Koalition unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD).
Mit Beuys und Warhol
Geboren wird Charles Paul Wilp als Sohn eines Kaufmanns 1932 in Witten. Er wächst in Berlin auf. Seine Mutter gehört zum Umfeld der deutschen Raketenforscher um Wernher von Braun. Als Pianistin vertont sie in Babelsberg Stummfilme wie "Die Frau im Mond" von Fritz Lang. Von ihr erbt Wilp die Faszination für die Raumfahrt und sein musischesTalent.
Wilp studiert zunächst Kunst und Psychologie in Aachen. Als Künstler realisiert er gemeinsame Projekte mit Andy Warhol und Joseph Beuys. 1972 stellt er erstmals in Kassel auf der fünften "Documenta" aus. Sein Markenzeichen ist damals ein gelber Overall. Das bewahrt ihn vor Partys. "Der Beuys konnte wegen seines Huts nirgendwo hingehen, die Society hat uns nicht eingeladen", sagt Wilp rückblickend. "Wir standen auf einem ganz anderen Plateau."
"Vom Cola-Rausch zum All-Orgasmus".
In den 80er und 90er Jahren trägt Wilp statt des gelben einen hellblauen Overall der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Aus Wrackteilen der explodierten Weltraumrakete Ariane formt er mit Spezialklebstoff schimmernde Skulpturen. Er bezeichnet sich als "ARTonaut", eine Mischung aus Artist und Astronaut, und schickt als Erster seine Kunst in die Umlaufbahn. 1986 reisen die "Space Sculptures" mit einem Satelliten ins All.
1995 arbeitet Wilp bei einem Parabel-Flug erstmals selbst in der Schwerelosigkeit. Bis 2002 absolvierte er insgesamt 180 Parabelflüge. Sein Leben habe ihn "vom Cola-Rausch zum All-Orgasmus" geführt, resümiert er später. Wilp erliegt am 2. Januar 2005 in Düsseldorf seiner Krebserkrankung.
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