18. November 1943 - "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse erscheint

Stand: 18.11.2018, 00:00 Uhr

"Es geht sehr langsam diesmal", schreibt Hermann Hesse. 1931 hat er mit seinem letzten großen Roman begonnen, dem "Glasperlenspiel". Elf Jahre arbeitet er an dem vielschichtigen Buch.

"Nach der Lektüre der 600 Seiten dieses Buches wissen wir, dass hier tatsächlich die Summe von Hesses Leben, Denken und Schreiben eingegangen ist", schreibt der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Klaus Walther in seiner Hesse-Biografie.

Das Roman "Das Glasperlenspiel" erscheint (am 18.11.1943) WDR 2 Stichtag 18.11.2018 04:11 Min. Verfügbar bis 15.11.2028 WDR 2

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Wenn Dichtung zur Utopie wird

Es ist Hesse geheimnisvollstes Buch, "ein Meisterwerk der Abstraktion", wie es der Schriftsteller und Übersetzer Michael Kleeberg ausdrückt. Das Buch spielt in einer Zukunftswelt, in der Hesses Held Josef Knecht zum Meister des Glasperlenspiels aufsteigt. Hauptspielort ist die utopische Provinz Kastalien, die abgeschottete Welt einer geistigen Elite, die um sich selbst kreist.

Das Glasperlenspiel wird zu dieser Zeit längst nicht mehr tatsächlich gespielt, sondern steht symbolisch für eine Art Universalsprache, die Kunst und Wissenschaft verbindet. Ein Beispiel für ein gutes Spiel ist ein Bach-Konzert, das mit mathematischen Formeln verknüpft wird.

"Und sein Ohr vernahm die Fuge, ihm schien, er höre heute zum erstenmal Musik, … und sah die ganze Welt in diesen Minuten vom Geist der Musik geleitet, geordnet und gedeutet", schreibt Hesse im Buch.

Einige Kritiker finden das Buch blutleer und unsinnlich. Oder wie Michael Kleeberg sagt: "Auch Kenner, Liebhaber und Verteidiger Hesses sind mit ihrem Latein am Ende, wenn es daran geht, die Perlen aufzufädeln."

Hesse darf in Deutschland nicht mehr verlegt werden

Die Nationalsozialisten jedenfalls setzen Hermann Hesse auf eine schwarze Liste. In Deutschland kann das Buch mitten im Zweiten Weltkrieg nicht erscheinen: Das Propagandaministerium hatte dem S. Fischer-Verlag mitgeteilt, dass Hesse nicht weiter verlegt werden darf. "Das Glasperlenspiel" wird schließlich am 18. November 1943 in Zürich veröffentlicht.

Weil das Buch in der Schweiz erscheint, befürchtet Hesse nun in Deutschland und der Welt vergessen zu werden. Doch diese Angst ist unbegründet. Im November 1946 erhält er den Nobelpreis für Literatur.

Hesse meint dazu ironisch: "Heute ist in Stockholm der Klimbim, erst Nobel-Gedenkfeier in großer Gala, dann Bankett, wobei auch ein Spruch von mir verlesen werden soll."

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