Die École militaire in Paris ist eine der ältesten Militärschulen Europas - mit einer wechselvollen Geschichte. Heute steht sie im Schatten des Eiffelturms, mitten in der französischen Hauptstadt. Zu Beginn ihres Bestehens ist sie noch von Feldern und Gehöften umgeben.
Die Initiative für den Bau der Schule geht vom Finanzier Joseph Pâris-Duverney aus. Er will Offiziere ausbilden lassen. Um König Ludwig XV. von seinem Plan zu überzeugen, wendet sich Pâris-Duverney an die Marquise de Pompadour, Mätresse und Beraterin des Königs.
Für verarmte Adelige
Gegründet wird die Ècole militaire am 22. Januar 1751. Ludwig XV. erklärt in seinem Erlass, Ziel der königlichen Militärschule sei es, "Adelige aus verarmten Verhältnissen aufzuziehen".
Der Lehrbetrieb für die Acht- bis 18-Jährigen, die jeden Abend um 21 Uhr in ihre Einzelzimmer eingeschlossen werden, beginnt schon während der Konstruktion. Zum Lehrplan gehören neben Kriegstheorie auch Sprachen, Geschichte, Mathematik, Religion und Geografie.
Lange eine Kaserne
Das Hauptgebäude wird 1772 fertiggestellt. Berühmtester Schüler der École militaire wird der 15-jährige Korse Napoléon Bonaparte. Er berichtet später, sie hätten Diener, Reitknechte, Porzellangeschirr und Silberbesteck gehabt.
Während der Französischen Revolution wird die Schule in eine Kaserne umgewandelt. Unter Napoléon werden Regimenter der kaiserlichen Garde untergebracht. Erst 1870/71, nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg, rückt die Offiziersausbildung zurück ins Visier. Noch einmal wollen die Franzosen nicht verlieren.
Hakenkreuz auf dem Dach
Im Ersten Weltkrieg wird ein Treffer der "dicken Bertha", der stärksten deutschen Kanone, auf dem Gelände der École militaire verzeichnet - mit einem Verletzten. Den Krieg aber verlieren die Deutschen.
Im Zweiten Weltkrieg setzen die Franzosen erneut auf die bewährte Defensivtaktik. So hat die Wehrmacht mit ihrem "Blitzkrieg" leichtes Spiel. Mehr als drei Jahre weht die Reichskriegsfahne mit Hakenkreuz auf der École militaire. Sie beherbergt eine deutsche Garnison.
Auch deutsche Offiziere dabei
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird an der École militaire wieder unterrichtet. Waren es in der Gründerzeit zukünftige Offiziere, sind es nun Offiziere, die sich für ihre Karriere fortbilden wollen.
Aufgenommen werden nicht nur Franzosen, sondern auch Offiziere befreundeter Staaten. Dazu gehört auch die Bundesrepublik, mit der Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle Anfang der 1960er Jahre die Versöhnung gesucht hat.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 22. Januar 2021 ebenfalls an die École militaire. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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