Das Haus Hannover ist eine der ältesten Adelsdynastien in Europa. Seine Geschichte reicht bis ins Jahr 800 zurück. Auf 400 Millionen Euro wird das Vermögen geschätzt. Und die männlichen Erben der Welfen heißen immer Ernst August. So auch Ernst August der IV., der 1914 geboren wird.
Karriereknick Erster Weltkrieg
Bei seiner Geburt scheint die Zukunft von Ernst August IV. noch klar vorgezeichnet: Eines Tages, so wird ihm prophezeit, wird er regierender Herzog von Braunschweig und Lüneburg werden. Doch der Erste Weltkrieg macht diese Plänen zunichte. Die Monarchie ist am Ende, Ernst August muss sich einen neuen Lebensinhalt suchen. Aus dem noblen Internat Schloss Salem kommend, promoviert er 1936 in Rechtswissenschaften. 1941 zieht er als Offizier in den Zweiten Weltkrieg, wo er in Russland verwundet wird.
Wohl ohne einer der Verschwörer zu sein, wird Ernst August IV. nach dem Attentat auf Adolf Hitler 1944 verhaftet. Nach der Entlassung aus dem Gestapo-Gefängnis muss er vor der Roten Armee fliehen und lässt sich im Familienschloss Marienburg bei Hannover nieder. Mit 37 Jahren heiratet er die zwölf Jahre jüngere Prinzessin Ortrud von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, mit der er schließlich sechs Kinder hat. Nach dem Tod des Vaters 1953 beerbt er ihn in seiner Führungsposition.
Wieder skandalfrei
Von Anfang an steht Ernst August im Schatten seiner Mutter Herzogin Viktoria Luise, Tochter von Kaiser Wilhelm II. Schließlich wird es ihm zu bunt: Er wirft sie aus dem Haus und streitet sich vor Gericht um ihre Abfindung. Er bewirtschaftet Wälder und Grundstücke, übernimmt als eine Art später Kriegsgewinnler ehemals jüdische Unternehmen und einen österreichischen Rüstungskonzern, in dem KZ-Häftlinge beschäftigt waren.
Am 9. Dezember 1987 stirbt Ernst August IV. in Schulenburg. Neues Oberhaupt des Hauses wird Ernst August V., Ehemann von Prinzessin Caroline von Monaco. Er ist weniger zurückhaltend als sein Vater, verprügelt Kameraleute mit dem Schirm, tritt Fotografinnen und uriniert während der Weltausstellung EXPO in Hannover im Jahr 2000 ungeniert an den türkischen Pavillon. 2004 überschreibt er den Familienbesitz an seinen eigenen Erstgeborenen, Ernst August VI., der sein Adelsreich seitdem, noch stärker als sein Großvater, unaufgeregt und skandalfrei regiert.
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