Die 1.200 Prostituierten in dem düsteren, armen, stinkenden Londoner Stadtteil Whitechapel fürchten um ihr Leben. In den frühen Morgenstunden des 31. August 1888 wird das erste Opfer des Serienmörders Jack the Ripper aufgefunden: Mary Ann Nichols, eine 43-jährige Prostituierte, die aus einem öffentlichen Übernachtungsheim herausgeflogen war, weil sie die vier Pence für ein Bett nicht hatte.
"Gegen zwanzig vor vier am Morgen des 31. August ging der Kurierfahrer Charles Cross die Buck's Row entlang, als er in einer Toreinfahrt ein Bündel am Boden liegen sah. Er ging hinüber, um es genauer zu untersuchen und sah, dass da kein Bündel, sondern eine Frau lag", erzählt Richard Jones, Historiker und Autor.
Ein Constable der Polizei stellt kurze Zeit später fest: Ihre Kehle ist durchgeschnitten und zwei Schnitte in der Leistengegend geben den Blick frei auf ihre Gedärme. Späteren Opfern fehlt auch die Gebärmutter.
Fünf Morde von ein und derselben Person
Unklar ist, ob Mary Ann Nichols tatsächlich das erste Opfer des Rippers ist. "Offiziell gibt es fünf Opfer von Jack the Ripper und sie gilt als das erste. Tatsächlich waren voher schon zwei Morde geschehen – sie werden von manchen als frühe Morde Jack the Rippers angesehen", sagt Lindsay Siviter, Historikerin, Ripper-Expertin und Tour-Guide zum Thema in London.
Doch Mary Ann Nichols ist die erste der so genannten kanonischen Fünf. Darunter werden die Whitechapel-Morde zusammengefasst, die zwischen dem 31. August und dem 9. November 1888 geschehen und die – nach Meinung der meisten Experten – von ein und derselben Person verübt wurden.
Das Mysterium bleibt bestehen
Scotland Yard setzt die besten Detectives auf den Fall an. Doch die Mordserie dauert an: Annie Chapman, gefunden am 8. September, Elizabeth Stride und Catherine Eddowes am 30. September, Mary Jane Kelly am 9. November.
Dann enden die Morde plötzlich. Weil der Täter gestorben ist, in der Psychiatrie landet oder das Land verlässt? Gerade weil er nie gefasst wird, bleibt das Mysterium um Jack the Ripper bestehen.
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