17. Juni 2002 - Fußball-Weltmeister Fritz Walter stirbt

Stand: 17.06.2017, 00:00 Uhr

Im Mai 1920 geht der 1. FC Kaiserslautern zum ersten Mal im neuen Stadion auf dem Betzenberg auf Torejagd. Im selben Jahr, am 31. Oktober, wird Fritz Walter in der Nähe des "Betze" geboren. Seine Eltern betreiben das Vereinslokal und natürlich kickt auch der kleine Fritz, kaum dass er laufen kann, draußen vor der Gaststätte mit den Nachbarsjungen.

Trotz seiner schmächtigen Figur darf Fritz, der eigentlich Friedrich heißt, mit sieben Jahren für den 1. FC Kaiserslautern spielen. Als er 16 ist, beantragt der Verein eine Ausnahmegenehmigung, damit er am Meisterschaftsturnier teilnehmen kann. Doch ein Arzt verweigert die Erlaubnis: der Junge sei "schmal wie ein Handtuch" und nur "ein Strich in der Landschaft“. Zur Kräftigung wird Fritz von nun an täglich zum Mittagessen in eine Metzgerei geschickt. Das hilft.  

Fritz Walter, Fußballidol (Todestag 17.06.2002) WDR 2 Stichtag 17.06.2017 04:15 Min. Verfügbar bis 15.06.2027 WDR 2

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Drei Tore beim Länderspieldebüt

Mit 17 Jahren steigt der talentierte Halbstürmer zum Stammspieler bei seinem Pfälzer Heimatclub auf. Zwei Jahre später holt ihn Reichstrainer Sepp Herberger gegen Rumänien zum ersten Mal in die Nationalmannschaft. Drei Tore schießt Fritz Walter beim 9:3-Sieg und hört danach von seinem "Chef": "Ich habe das Gefühl, wir haben uns nicht das erste und das letzte Mal gesehen. Ich glaube, Sie sind das nächste Mal wieder dabei."

Doch der Zweite Weltkrieg raubt Walter seine besten Sportlerjahre. Ein fußballverrückter Offizier bewahrt ihn allerdings vor Kampfeinsätzen an der Front. Im Oktober 1945 kehrt er aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. In seinem erlernten Beruf als Bankkaufmann mag Fritz Walter aber nicht mehr arbeiten. Wie sein vier Jahre jüngerer Bruder Ottmar sieht er seine Zukunft im Fußball. Zum Glück für den 1. FCK, denn auf dem "Betze" beginnt nun die große Zeit der "Walter-Mannschaft", die 1951 und 1953 Deutscher Meister wird.

"Schnuckelino" bleibt ein "Roter Teufel"

Für Empörung sorgt Walter, als er 1948 die auffallend hübsche Italia Bortoluzzi heiratet. Doch gerade der jungen Italienerin verdanken es die "Roten Teufel", dass der geniale Spielmacher in Kaiserslautern bleibt. 320 Mark verdient Walter im Monat, als ihm ein Gesandter von Atlético Madrid das Dreißigfache bietet. Die Unterschrift unter einen Zweijahresvertrag würde ihm zusätzlich 250.000 Mark einbringen. "Was machen wir", fragt Fritz seine Italia. Die antwortet: "Schnuckelino, da brauchst du nicht lange fragen. Der Betze, der FCK, der Chef, der Herr Herberger, die Nationalmannschaft, Deutschland…." Damit ist die Sache entschieden.

Dann aber droht Fritz Walters Karriere ein schnelles Ende. Als klarer Favorit verliert Kaiserslautern 1954 gegen Hannover 96 das Endspiel um die deutsche Meisterschaft mit 1:5. "Diese müden, ausgebrannten Kaiserslauterer hätte man zu Hause lassen sollen, vor allen Dingen den alten Mann, den Fritz Walter", habe die Presse geschimpft, erzählt Walter später. "Ich war immerhin schon 34 Jahre alt." Doch Bundestrainer Herberger weiß es besser. Zur Weltmeisterschaft in der Schweiz nimmt der "Chef" seinen Kapitän, dessen Bruder Ottmar und drei weitere Kaiserslauterner mit.

Karriereende nach dem "Wunder von Bern"

Mit dem 3:2-Sieg im WM-Finale von 1954 über die haushoch favorisierten Ungarn krönt Fritz Walter seine Laufbahn. Und schenkt den Bundesdeutschen damit nur neun Jahre nach dem verlorenen Krieg das Gefühl: Wir sind wieder wer! Nach dem "Wunder von Bern" kämpft Walter mit vielen Verletzungen, bevor er im Alter von 38 Jahren seine Karriere beendet. In 384 Spielen für seinen 1. FC Kaiserslautern hat er 327 Tore erzielt. Als Rekordtorschütze der Nationalelf mit 33 Treffern in 61 Länderspielen wird er erst von Uwe Seeler übertroffen.

Bundestrainer Herberger würde seinen Zögling gern als Nachfolger sehen. Das aber lehnt der bodenständige Walter ebenso ab wie hoch dotierte Trainer-Offerten von Spitzenklubs. Stattdessen schreibt er Sportbücher, kauft ein Kino und eine Wäscherei und vermarktet seinen guten Namen in Diensten einer Sportartikelfirma. 1985 tauft der 1. FC Kaiserslautern den traditionsreichen "Betze" in Fritz-Walter-Stadion um. Am 17. Juni 2002 stirbt der berühmteste Spieler des FCK und erste Ehrenspielführer der DFB-Elf mit 81 Jahren.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Juni 2017 ebenfalls an Fritz Walter. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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