Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin

22. April 1870 - Lenin wird geboren

Stand: 22.04.2020, 00:00 Uhr

Als Wladimir Iljitsch Uljanow am 22. April 1870 in Simbirsk an der Wolga zur Welt kommt, hat Zar Alexander II. gerade erst die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben, lange nach den anderen Ländern Europas. Von Unterdrückung spürt der spätere Revolutionär Lenin in seiner Kindheit allerdings nichts.

Er wächst wohlbehütet in einem liberalen Elternhaus auf, der Vater wird als Lehrer an der höheren Schule in den Adelsstand berufen. Erst als sein älterer Bruder hingerichtet wird, weil er sich an einem Attentatsversuch auf Alexander III. beteiligt hat, gerät seine Welt aus dem Gleichgewicht.

Vom Anwalt zum Revolutionär

"Er war geradezu besessen, sich bei der Autokratie für die Ermordung des Bruders zu rächen", erzählt Jörg Baberowski, Historiker an der Humboldt-Universität zu Berlin. Aus Wladimir Iljitsch Uljanow wird Lenin, aus dem Anwalt, der er inzwischen ist, ein Revolutionär, der sich auf die Schriften von Marx und Engels beruft.

Lenin, Politiker und Revolutionär (Geburtstag 22.04.1870)

WDR 2 Stichtag 22.04.2020 04:03 Min. Verfügbar bis 20.04.2030 WDR 2


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Dabei will er nicht nur die Arbeits- und Lebensbedingungen in Russland verbessern. Der rückständige Vielvölkerstaat soll zu einer modernen, klassenlosen Industrienation werden. Einen nahezu unlösbare Herkulesaufgabe. "Lenin war davon überzeugt, dass er das mit hohem Gewalteinsatz realisieren könnte", so Baberowski.

Mit Gewalt an die Macht

So lehnt Lenin bei Hungersnöten Hilfsaktionen für die Hungernden strikt ab, weil diese zur Festigung des zaristischen Regimes beitragen würden. Für den Historiker Baberowki ist Lenin keiner, "der Gewalt um der Gewalt willen ausübte, sondern immer zweckgebunden, um einen Machtgewinn zu erzielen, zu obsiegen".

Zur Sicherung seiner Macht erfindet Lenin die Partei neuen Typs, eine straff organisierte, zentralistische Kader-Organisation. Diskussionen sind unerwünscht, stattdessen wird unbedingte Disziplin gefordert, die Parteiführung unterliegt keinerlei Kontrollen. Lenin wird – auch im Exil – zum Gesicht der Partei der Bolschewiken.

Geburtsfehler der Sowjetunion

Der Erste Weltkrieg schafft die Basis für die Wende in Russland: Im Frühjahr 1917 wird der geschwächte Zar gestürzt, mit der "Oktoberrevolution" kommen die Bolschewiken an die Macht. Lenin übernimmt die erste Sowjetregierung, 1922 folgt die Gründung der Sowjetunion. 

Aber Lenin hat dieser Sowjetunion einen folgenschweren Geburtsfehler mitgegeben. Die autoritäre Struktur des Staates ermöglicht erst Stalins spätere grausame Herrschaft. Zwar warnt Lenin, der sich Ende 1922 aus der Politik zurückzieht, noch vor Stalin - vergeblich. Lenin stirbt am 21. Januar 1924 an seinem dritten Gehirnschlag.

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Stichtag am 23.04.2020: Vor 15 Jahren: Erstes Video auf Youtube veröffentlicht