Georg Hackl trägt einen neongelb-piken Rennanzug. Und er ist sprachlos. "Was soll ich jetzt sagen?", fragt er den Reporter. "Super, oder?". Es ist der 10. Februar 1989, im sauerländischen Winterberg. Soeben ist bekannt geworden, dass der "Hackl Schorsch" mit seinem Rennrodelschlitten im Eiskanal als schnellster Fahrer durchs Ziel geschossen ist und damit den Weltcup-Gesamtsieg errungen hat.
"Georg Hackl aus Berchtesgaden, eiserne Nerven und eine perfekte, aerodynamische Körperhaltung auf dem Schlitten bescheren ihm die Goldmedaille", fasst es ein WDR-Beitrag zusammen.
Eine beispiellose Karriere
Geboren wird Hackl 1966 in Berchtesgaden. Schon in der Schule kommt er mit dem Rennrodeln in Kontakt und wird deutscher Schülermeister. Danach absolviert er erfolgreich eine Schlosserlehre.
Die dort gemachten Erfahrungen kommen ihm auch beim Sport zugute: Von Anfang an sind seine Schlitten Marke Eigenbau. Hackl ist sein eigener Entwickler, Gestalter und Mechaniker. Immer wieder tüftelt er am Schlitten, um Millisekunden schneller als die Konkurrenz zu sein.
Die "rasende Weißwurst"
Die Weltmeisterschaft 1989 ist nicht zuletzt eine Revanche für die Olympischen Winterspiele in Calgary ein Jahr zuvor, wo Hackl dem DDR-Rodler Jens Müller die Goldmedaille überlassen muss. Dieses Mal ist er 14 Tausendstelsekunden schneller als Müller.
Vor allem aber ist der Sieg von Winterberg der Beginn einer beispiellosen Karriere. Bei den Olympischen Spielen von Albertville, Lillehammer und Nagano holt er zwischen 1992 und 1998 drei Mal in Folge Gold, neun Mal wird er Welt- und sieben Mal Europameister.
Auf 33 Weltcupsiege kann er zurückblicken – und auf neun Siege bei der von Stefan Raab ins Leben gerufenen Wok-WM. Technisch ist der liebevoll als "rasende Weißwurst" bezeichnete Sportler der vielleicht beste Rennrodler aller Zeiten.
Immer noch der Bastler
Nach einem Bandscheibenvorfall und seinem Misserfolg bei den Olympischen Winterspielen in Turin 2006 beendet Hackl seine aktive Karriere. Im selben Jahr macht er seinen Trainerschein. Seitdem ist er für die bayerischen Schlitten der Rodel-Nationalmannschaft verantwortlich. Immer noch schraubt er selbst daran herum.
Mit Erfolg: "In den letzten Jahren haben meine Sportler, meine Schlitten, die meisten Goldmedaillen bei Olympia errungen." So auch 2018 bei den XXIII. Olympischen Winterspielen in Südkorea.
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