"Wo die Notwehr aufhört, fängt der Mord an." Das lässt Georg Büchner seine Hauptfigur Georges Danton in seinem Theaterstück "Dantons Tod" 1835 verkünden. Demgegenüber vertritt Maximilien de Robespierre die Position, dass in der Französischen Revolution "die Tugend durch den Terror herrschen müsse."
Mit diesen Worten prägt Büchner unser Bild der beiden Charaktere bis heute. Was Danton angeht, so ist dieses Bild aber nur teilweise richtig.
Die Strahlkraft der Vernunft
Geboren wird Danton 1759 in der französischen Provinz. Schon früh ist er ein begeisterter Anhänger der Aufklärung, aber auch der Monarchie. 1787 wird er Rechtsanwalt des Königlichen Rates in Paris. Um eine adelige Abstammung vorzutäuschen, schreibt er sich zeitweise Georges d’Anton. Auch bei den ersten Aktionen der Revolutionäre wie dem Sturm auf die Bastille im Juli 1789 ist er nicht dabei. Erst einen Tag später tritt er in Erscheinung.
Bis dahin gilt Danton den Zeitgenossen als ruhiger, bescheidener und eher stiller Charakter. Doch jetzt ruft er die Bürger frenetisch zu den Waffen. Als furchterregend, mitunter abstoßend wird Danton mit seinem pockennarbigen Gesicht fortan beschrieben. Aber auch als brillanter Rhetoriker, der die Massen mit seiner Theatralik und Großmäuligkeit zu manipulieren weiß. Von da an wird er es als sein großes Glück deklarieren, nicht adelig geboren, also: nicht verweichlicht zu sein. Als kämpferischer Lebemann setzt Danton auf die Strahlkraft der Vernunft.
Vom Gemäßigten zum Hetzer – und wieder zurück
1792 wird Danton Justizminister – und reich. Letzteres bringt ihm den Ruf ein, bestechlich zu sein. In der Folge wandelt sich Danton zum Scharfmacher – und wechselt von den gemäßigten Girondisten ins Lager der Bergpartei um Robespierre. Als Abgeordneter des Nationalkonvents plädiert er für die Hinrichtung von Ludwig XVI. und weitere "Säuberungsaktionen".
Dass an den Grenzen Frankreichs die Monarchien ihre Truppen sammeln, gereicht ihm zur Begründung dafür, im Land vermeintliche Verräter aus "Notwehr" guillotinieren zu lassen. Mit dem paradoxen Begriff des "Despotismus der Freiheit" rechtfertigt er auch die Aushebelung der Gewaltenteilung durch den allmächtigen Wohlfahrtsausschuss, der 1793 als Exekutivorgan des Nationalkonvents eingerichtet wird.
1794, als sich die Kriegslage beruhigt, wandelt sich Danton abermals vom Gegner der Schreckensherrschaft zum Gemäßigten. Damit gerät er in Verdacht, ein Konterrevolutionär zu sein. Er macht sich Robespierre zum Feind, der einen Schauprozess wegen Hochverrat gegen ihn anstrengt. Am 5. April 1794 wird Danton, gerade einmal 34 Jahre alt, mit der Guillotine hingerichtet. Wenig später wird Robespierre ihm folgen.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 5. April 2019 ebenfalls an Georges Danton. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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