"Keine Gnade!", fordert der französische Revolutionär Jean-Paul Marrat 1792 in seiner Zeitung "Der Volksfreund". "Rettungslos seid ihr verloren, wenn ihr euch nicht beeilt, die korrupten Stadträte, die vaterlandsfeindlichen Friedensrichter und die verdorbensten Mitglieder der Nationalversammlung auszumerzen!"
Marats Feinde aus dem konservativen und royalistischen Lager der Französischen Revolution bezeichnen ihn als "Wahnsinnigen", "Monstrum", "Bluthund" und "epileptisches Reptil".
Journalist und Arzt
Geboren wird Jean-Paul Marat am 24. Mai 1743 im schweizerischen Neuchâtel. Mit 16 Jahren zieht er über Bordeaux zum Medizin-Studium nach Paris. Danach macht er in England Karriere als Arzt und Journalist.
1774 verfasst Marat sein Traktat "Die Ketten der Sklaverei". Einige seiner Abhandlungen über Elektrizität, Licht und Optik werden von Goethe gelobt.
Köpfe abschlagen
Nach dem Sturm auf die Bastille im Juli 1789 publiziert Marat ab September in Frankreich seinen "Volksfreund": "Im Kampf gegen die Staatsfeinde werde ich schonungslos die Betrüger angreifen." Er attackiert nie Privatpersonen, nur Amts- und Würdenträger sowie Spekulanten.
Er versteckt sich in Pariser Kellern. In seinem "Aufruf an die Nation" schreibt er: "Einige rechtzeitig abgeschlagene Köpfe halten für lange Zeit die öffentlichen Feinde zurück." Im September 1790 fordert er den Kopf von 10.000 Konterrevolutionären, später sind es 100.000.
Vorübergehende Diktatur
Ob er sich persönlich an den September-Massakern von 1792 beteiligt, als hunderte Adelige in den Gefängnissen ermordet werden, ist unklar. Da sich das Volk in seinen Augen noch nicht selbst gegen die Übergriffe der Regierenden wehren kann, fordert er eine vorübergehende Diktatur.
"Wo ist denn dieses große Verbrechen, wenn man 500 Köpfe von Verbrechern fordert, um 50.000 Unschuldige zu retten?", verteidigt sich Marat 1793. "Ist diese Rechnung nicht schon ein Zug von Weisheit und Menschlichkeit?"
Erstochener "Märtyrer"
Am 13. Juli 1793 verschafft sich Charlotte Corday bei Marat Einlass - mit dem Versprechen, einige seiner Gegner zu denunzieren. Wegen einer Hautkrankheit sitzt er - wie meist - in seiner Badewanne. Nach kurzem Gespräch ersticht sie ihn.
"Ich musste einen Menschen ermorden, um hunderttausend zu retten", verteidigt sich Corday vor dem Revolutionstribunal. Doch die Anhängerin der gemäßigten Girondisten, mit denen Marat im Streit lag, wird hingerichtet. Der tote Marat wird in Paris als "Märtyrer der Revolution" gefeiert.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. Juli 2018 ebenfalls an Jean-Paul Marat. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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