Eigentlich will er wie sein Vater Schweizer Fußball-Nationalspieler werden. "Als ich elf war, sagte die Klavier-Lehrerin: 'Das hat keinen Sinn mit diesem Jungen, der ist ja nie da in der Stunde und geht immer aufs Fußballfeld'", erinnert sich Bandleader und Komponist Hazy Osterwald. Doch als Gymnasiast packt ihn in den 1930er Jahren das Jazz- und Swingfieber. Er übt, bis ihn die Schüler-Band als Pianisten aufnimmt. Zusätzlich lernt er Trompete.
1941, am Tag seines Abiturs, unterschreibt der am 18. Februar 1922 in Bern geborene Rolf Erich Osterwalder einen Vertrag als Trompeter in einer der besten Bands der Schweiz. Er nennt sich nun Hazy Osterwald - angelehnt an den Spitznamen seines Vaters, der "Hasi", das "Osterhäschen", genannt wurde. Mit 22 Jahren gründet der junge Musiker, der mittlerweile auch Vibraphon spielt, seine erste Formation. Die Bigband läuft gut, doch für 17 Mitglieder reichen die Gagen nicht aus. Deshalb bildet Osterwald 1949 mit den Besten das "Hazy-Osterwald-Sextett".
Jammen mit Parker und Davis
Das Sextett hat großen Erfolg. Noch 1949 wird es zum ersten großen Jazzfestival nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris eingeladen. "Von Amerika war alles da: Louis Armstrong, Charlie Parker, Miles Davis", sagt Osterwald später. Natürlich weiß er, dass Parker und Davis musikalisch in einer anderen Liga spielen. Trotzdem jammt er bei der Abschluss-Session mit ihnen auf der Bühne. Das bedeutet den internationalen Durchbruch. In den 1950er Jahren tourt das Sextett durch ganz Europa, tritt für die Royal Air Force in Nordafrika auf, spielt im Pariser "Olympia" vor ausverkauftem Haus.
Vor allem in Deutschland sind die Schweizer gefragt. Sie treten im Radio, in Filmen und Fernsehshows auf. Sie tanzen im Trenchcoat oder Blaumann, mit Kreissäge oder Zylinder, tauschen untereinander die Instrumente, singen witzige Texte. 1959 wird ihre deutsche Version eines Songs von Piero Trombetta, der "Kriminal-Tango", ein Hit. Die Single verkauft sich 900.000 Mal. Zwei Jahre später macht der ironische "Konjunktur-Cha-Cha" Furore.
Weltweit auf Tour
Osterwald ist noch keine 40 Jahre alt, als über ihn ein Film gedreht wird: die "Hazy-Osterwald-Story", mit Gustav Knuth, Eddie Arent und Rex Gildo. Ab 1962 tritt das Sextett in der Sendung "Lieben Sie Show?" auf - mit Stars wie den Kessler Zwillingen, Caterina Valente, Udo Jürgens und Bibi Johns. Die Show läuft jahrelang in 35 Ländern. Osterwald tourt bis nach Süd-Amerika, in die USA und die UdSSR. Nach einigen Umbesetzungen löst er 1979 die Gruppe auf, zieht sich von der Bühne zurück und versucht sich als Geschäftsmann. Seine Clubs für Live-Musik in der Schweiz und Deutschland rentieren sich aber nicht.
Im Alter kehrt Osterwald zu Jazz und Swing zurück. Ab 1997 spielt er mit Engelbert Wrobels "Swing Society". Zum 80. Geburtstag führen ihn Tourneen nochmals durch ganz Europa. Dann beendet seine Parkinson-Krankheit die Bühnenpräsenz. Hazy Osterwald stirbt am 26. Februar 2012 in Luzern, kurz nach seinem 90. Geburtstag.
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Februar 2017 ebenfalls an Hazy Osterwald. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 27.02.2017: Vor 25 Jahren: Festnahme von Jack Unterweger