27. Februar 1992 – Festnahme von Jack Unterweger

Stand: 27.02.2017, 00:00 Uhr

Um im Gefängnis im österreichischen Krems einen guten Job als Verwaltungsschreiber zu bekommen, macht Jack Unterweger Ende der 1970er Jahre einen Schreibmaschinenkurs. Danach tippt er Pornohefte und Bücher ab. Auf diese Weise fällt ihm auch der Roman "Die linkshändige Frau" von Peter Handke in die Hände.

Das Buch habe er in die Ecke geknallt, wird sich Unterweger später erinnern: "Weil es ein Blödsinn war. Und ich habe gesagt: 'Wenn der diese Botschaft als Buch in den Residenz Verlag bringt, dann hab ich noch viel mehr zu sagen'."

Der Knastpoet

Geboren wird Unterweger 1950 als unehelicher Sohn eines US-amerikanischen Soldaten und einer Prostituierten in Judenburg in der Steiermark. Erzogen wird er fernab der Mutter beim Großvater, der mit ihm zusammen regelmäßig Raubzüge auf die benachbarten Bauernhöfe unternimmt. Über die zu dieser Zeit erlebte Gewalt wird Unterweger später in Interviews viel sprechen. 1966 wird Unterweger erstmals wegen Diebstahls verurteilt, ein Jahr später kommt er in ein "Endstationenheim" für schwer erziehbare Jugendliche in Wien. Danach beginnt er eine Lehre als Kellner - und macht schon mit Zuhälterei und Gewalt gegen Frauen auf sich aufmerksam.

1976 wird Unterweger wegen des brutalen Mordes an einer Frau vom Landgericht Salzburg zu lebenslanger Haft verurteilt und in die Justizvollzugsanstalt Stein nach Krems verbracht. Hier beginnt er mit dem Schreiben und bringt 1982 den Gedichtband "Tobendes Ich" sowie 1983 den autobiografischen Roman "Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus" heraus. Letzterer macht Unterweger als "Knastpoeten" und "Jack, the Writer" weit über die Grenzen Österreichs bis in die USA bekannt.

Ein "gefährlicher Krimineller"?

Fortan setzen sich Autoren wie Elfride Jelinek und Ernst Jandl für die Entlassung Unterwegers ein. Als er 1990 aus der Haft entlassen wird, gilt er als Musterbeispiel für einen im Gefängnis gewandelten Charakter. Unterweger wird auf den Partys der Reichen und Schönen herumgereicht und ist gern gesehener Gast in Talkshow-Sendungen. Die Damenwelt liegt dem eleganten Charmeur zu Füßen. Er selbst schreibt weiter Dramen und Erzählungen, die Titel wie "Schrei der Angst" oder "Dangerous Criminal" tragen.

1991 berichtet Unterweger über ungeklärte Morde an Prostituierten in Prag, Graz, Wien und Los Angeles. Alle Opfer sind mit ihrer Unterwäsche stranguliert worden, in allen Fällen ist Unterweger bei Lesungen oder zu Recherchezwecken in der Nähe des Tatorts. Der Autor wird zur Fahndung ausgeschrieben; er taucht unter und flieht mit seiner Freundin in die USA. Am 27. Februar 1992 wird Unterweger vom FBI in Florida festgenommen und nach Österreich verbracht. Obwohl er die Taten immer bestreitet, wird er aufgrund einer erdrückenden Indizienlage 1994 wegen neunfachen Mordes abermals zu lebenslanger Haft verurteilt. Sechs Stunden nach der Urteilsverkündigung begeht Jack Unterweger Selbstmord.

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