"Sie wollte der herrschenden Kultur einen Rippenstoß verpassen, die rigiden Konventionen ihrer Zeit nervten sie", sagt Alice Echols, die eine Biografie über Janis Joplin geschrieben hat. Der größte Wunsch der US-Sängerin sei es gewesen, provokativ zu sein. "Janis Joplin hat gesagt: 'Weißt du, ich will auf der Überholspur leben. Und was ich garantiert nicht will, ist so zu werden wie meine Eltern.'"
Geboren wird Janis Joplin am 19. Januar 1943 in der texanischen Kleinstadt Port Arthur. Sie ist die älteste Tochter eines Texaco-Mitarbeiters und einer Büroangestellten. Als Kind braucht sie viel Aufmerksamkeit. Sie ist kreativ, liest, dichtet, malt. "Mit 17 habe ich begonnen, zu singen", sagt sie später. Der Blues - die schwarze Musik, die von den texanischen Radiostationen nicht gespielt wird - zieht sie magisch an.
Durchbruch mit 24 Jahren
Janis Joplin fühlt sich in der Kleinstadt als Außenseiterin. "Es wird erwartet, dass du nach dem Schulabschluss heiratest, einen Haufen Kinder kriegst und deinen Mund hältst. Und das habe ich nicht gemacht." Sie geht zum Kunststudium nach Austin. Doch das ist nur eine Zwischenstation. "1963 habe ich Texas nicht mehr länger aushalten können und ging nach Kalifornien. Dort ist es viel freier."
Wie schon in Austin tritt Janis Joplin als Sängerin auf, aber ohne Ambitionen. "Ich hatte es nicht darauf angelegt, Sängerin zu werden, das kam erst, als ich schon Sängerin war." Im Sommer 1966 nimmt sie mit "Big Brother and the Holding Company" die erste Platte auf. Ein knappes Jahr später kommt beim Monterey-Pop-Festival der Durchbruch. Mit 24 Jahren ist Joplin ganz oben.
Überdosis mit 27 Jahren
"Ich bin keine echte Songschreiberin", sagt die Sängerin über sich. "Wenn ich ein Lied schreibe, geht es nur darum, wie ich mich fühle." Janis Joplin leidet immer wieder an innerer Leere. "Sie hatte das Gefühl, geben und geben und geben zu müssen", sagt ihre Biografin Alice Echols. "Sie hat sich völlig verausgabt, um diese Liebe vom Publikum zurückzubekommen."
Janis Joplin konsumiert Drogen, um sich zu betäuben. Bis an ihr Lebensende habe sie mit der Frage gekämpft, wie ihr Leben aussehen soll, sagt Alice Echols. "Sollte sie die Tochter werden, wie besonders ihre Mutter es sich gewünscht hatte, oder würde sie zu einer eigenständigen Person werden?" Das Lebensende kommt schnell. Während der Produktion ihrer dritten Platte stirbt Janis Joplin am 4. Oktober 1970 in Los Angeles mit 27 Jahren an einer Überdosis Heroin.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. Januar 2018 ebenfalls an Janis Joplin. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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