Als John F. Kennedy US-Präsident wird, ist er gerade einmal 43 Jahre alt. Sein Amtsvorgänger Dwight D. Eisenhower ist 70, ebenso wie der amtierende französische Präsident Charles de Gaulle; Bundeskanzler Konrad Adenauer ist sogar schon 85. Mit Charme und Charisma vertritt Kennedy eine neue Generation. Und er erzeugt in den USA eine Aufbruchstimmung, die ihn zu einer Art politischem Popstar werden lässt.
Die zweite Wahl des Vaters
Geboren wird Kennedy als Spross einer irischen Einwandererfamilie am 29. Mai 1917 in Brookline im US-Bundesstaat Massachusetts. Sein Vater ist ein Selfmade-Millionär, der unter anderem mit Börsentricks, Insidergeschäften und verbotenem Alkoholhandel während der Prohibition an sein Vermögen gekommen ist. Seinen Kindern macht er unmissverständlich klar, dass er von ihnen Spitzenpositionen in der Gesellschaft erwartet. Für Kennedy, der unter einer seltenen Autoimmunkrankheit und der damit verbundenen Schwächung seines Knochenbaus leidet, ist dieser Anspruch ein Problem. Er muss sich lebensgefährlichen Operationen unterziehen; auch während des Präsidentschaftswahlkampfs in den späten 1950er Jahren ist er neun Mal im Krankenhaus. Selbst als diese Schwäche in der Öffentlichkeit ruchbar wird, gelingt es ihm, sie als Verleumdung darzustellen.
Eigentlich hat der Vater Kennedys älteren Bruder Joe für eine große politische Karriere vorgesehen. Als dieser 1944 bei einer Explosion in seinem mit Sprengstoff beladenen Flugzeug über Blythburgh unweit der Nordseeküste ums Leben kommt, wird John zum Nachfolger aufgebaut. Unterstützt von viel Geld macht er sich als engagierter Wahlkämpfer einen Namen, bis zum Schluss wird er keine einzige Wahl verlieren. 1947 zieht er ins Repräsentantenhaus ein, 1952 wird er Senator für Massachusetts, 1961 Präsident der USA.
"Ich bin ein Berliner"?
Von Anfang an ist Kennedy bemüht, am eigenen Mythos mitzustricken. Durch eine wohlgesinnte Presse gelingt es ihm nicht nur, seine vielen Affären zu vertuschen, sondern auch, seine eigentlichen politischen Positionen zu beschönigen. Nach dem Mauerbau bezeichnet er sich publikumswirksam als Berliner – dabei hatte seine Administration zuvor dem russischen Regierungschef Nikita Sergejewitsch Chruschtschow signalisiert, nichts gegen den Mauerbau unternehmen zu wollen. "Eine Mauer ist tausendmal besser als ein Krieg", lautet sein eigentliches Motto. Als die Sowjetunion 1962 vor Kuba, rund 200 Kilometer vor der Küste Floridas, Atomraketen stationiert, verspricht Kennedy Chruschtschow in einem Geheimabkommen, bei einem Abzug der Bedrohung nicht in Kuba zu intervenieren. Öffentlich hingegen droht er der UdSSR und steht so nach dem Abzug als großer Sieger dar. Dieses Lavieren rettet aber nicht nur seinen Ruf, sondern bewahrt die Welt auch vor einer gewaltigen Eskalation.
1963 drohen Kennedys Umfragewerte in den Keller zu sacken. Inzwischen hat er sich auf die Seite der Bürgerrechtsbewegung gestellt, was in den Südstaaten nicht gut ankommt. Der Präsident beschließt deshalb, ins texanische Dallas zu fahren. Hier fällt er im November einem Attentat zum Opfer. Sofort kursieren Verschwörungstheorien. Tatsächlich aber war es weder die Mafia noch der CIA, sondern wohl ein Einzeltäter mit einem billigen Versandhausgewehr.
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