In Buttenheim bei Bamberg kommt am 26. Februar 1829 Löb, das achte Kind von Hirsch und Rebecca Strauß, zur Welt. Als Hausierer verdient Hirsch nur das Allernötigste, und Löb wird später wohl dasselbe ärmliche Gewerbe ausüben müssen.
Denn kein Handwerksmeister würde einen jüdischen Jungen als Lehrburschen aufnehmen. Doch es soll ganz anders kommen.
72 Jahre später, im September 1902, wehen in San Francisco, Kalifornien alle Flaggen auf Halbmast. Zeitungen bringen Sonderausgaben mit Trauerrand heraus. Gestorben ist niemand anderes als Löb, der Sohn des Hausierers aus Buttenheim. Unter dem Namen Levi Strauss ist er als Jeans-Fabrikant einer der reichsten Unternehmer Amerikas geworden.
Händler der Goldsucher
Um der Armut zu entfliehen, wandert Rebecca Strauß nach dem Tod ihres Mannes 1847 mit den Kindern in die USA aus. Ihre zwei ältesten Söhne leben bereits als Textilhändler in New York. Sie nehmen den jungen Löb, der nun Levi heißt, unter ihre Fittiche; er wird US-Staatsbürger und absolviert eine Kaufmannslehre.
Als die Nachricht von Goldfunden in Kalifornien für Furore sorgt, übersiedelt auch Levi Strauss 1853 an die Westküste. Statt selbst nach Gold zu schürfen, lässt er sich in San Francisco nieder und handelt mit allem, was Goldgräber brauchen. 1864 ist er bereits so reich, dass er 20.000 Dollar für eine Synagoge spenden kann.
Davis erfindet die genietete Naht
Nur robuste Hosen, die der Belastung der Goldsuche standhalten, hat Levi Strauss nicht zu bieten. Da macht ihm der Schneider Jacob Davis ein lukratives Angebot. Davis hatte die Nähte von Arbeitshosen aus strapazierfähigem Stoff mit Nieten verstärkt, doch kein Geld, um seine Erfindung schützen zu lassen.
Strauss wird mit Davis einig und erwirbt im Mai 1873 für 65 Dollar auf seinen Namen das Patent für genietete "Waist Overalls". Im Juni 1873 geht bei Levi Strauss & Company die erste Nieten-Jeans aus blauem Denim-Baumwollstoff über den Ladentisch.
Strauss-Geburtshaus wird Museum
Nicht nur bei Goldsuchern findet die Arbeitshose von Levi Strauss reißenden Absatz. Nach zehn Jahren nähen bereits mehr als 500 Arbeiter in zwei Fabriken die blaue "Levis". Neben den Nieten machen sichtbare Nähte und ein außen am Bund angebrachtes Etikett die Hose zum unverwechselbaren Markenprodukt.
Als Levi Strauss 1902 stirbt, ahnt er nicht, welcher modische Siegeszug seiner zeitlosen Hose noch bevorsteht. Heute kommen Jeans-Fans aus aller Welt nach Buttenheim, um sein zum Museum umgebautes Geburtshaus zu besuchen.
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