Gusseisernes Denkmal für den Reformator Martin Luther auf dem Marktplatz von Wittenberg

31. Oktober 1517 - Martin Luther veröffentlicht seine 95 Ablass-Thesen

Stand: 31.10.2017, 00:00 Uhr

Die Geschichte klingt gut: Martin Luther begnügt sich nicht damit, seine Kritik an Papst und Kirche mündlich und schriftlich unter die Leute zu bringen. Am 31. Oktober 1517 schlägt er seine Thesen gegen den Ablasshandel sogar eigenhändig an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Ob Luther allerdings wirklich selber zum Hammer gegriffen hat, ist ungeklärt.

Klar ist jedoch Luthers Forderung: Die Kirche muss erneuert werden. Die Kritik des Augustinermönchs aus Wittenberg setzt beim Klerus an: Der Papst brauche Geld für sein ausschweifendes Leben und ordne darum an, dass das Christenvolk Ablassbriefe kaufen müsse, um von Schuld und Sünde frei zu werden.

Martin Luther veröffentlicht seine 95 Thesen (am 31.10.1517)

WDR 2 Stichtag 31.10.2017 04:02 Min. Verfügbar bis 29.10.2027 WDR 2


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Den Papst als Heuchler beschimpft

Luther prangert an, dass die Priester Vergebung und Gnade in kleinen Häppchen austeilen - je nachdem, wie viel ein einfacher Gläubiger vorher bezahlt hat. Er betont dagegen, dass ein Christ nicht an seiner Leistung gemessen werde: "Das ist die christliche Freiheit: Es müssen keine Werke vollbracht werden, um die Seligkeit zu erlangen."

Der Heilige Vater in Rom sei ein Heuchler. Den Gläubigen werde Wasser eingeschenkt, die Kirchenfürsten tränken Wein. "Der Papst ist Gottes Feind. Christi Verfolger, der Christenheit Verstörer." Das lässt sich die Obrigkeit nicht gefallen. Papst Leo X. wirft Luther im Januar 1521 aus der Kirche, "damit die tödliche Krankheit die Herde nicht verpestet". Bereits zuvor hat er festgestellt: "Herr, verschaffe deiner Sache Recht, denn ein wilder Eber ist in deinen Weinberg eingebrochen."

Kein Widerruf in Worms

Luther gibt aber nicht klein bei. Das Wort Gottes müsse gegen die römische Kirche verteidigt werden. Der Papst habe weder Glaube noch Geist. "Denn wo der Papst wider die Schrift handelt, sind wir schuldig der Schrift beizustehen." Dass der Papst sich anders kleide als Laien, mache noch keinen geistlichen Menschen aus ihm.

Luthers Botschaft verbreitet sich dank des Buchdrucks in ganz Deutschland. Kaiser Karl V. lädt den Kritiker ein, im April 1521 vor dem Reichstag in Worms zu sprechen. Luther sieht darin eine Gelegenheit, für seine Ansichten zu werben. "Dass ich aber meine Lehre widerrufen sollte, da wird nichts draus."

Luther bleibt standhaft

Doch gerade ein Widerruf wird von ihm erwartet. Andernfalls würde der Kaiser sein Versprechen vom freien Geleit, dass er Luther zugesagt hatte, vielleicht nicht einhalten. Doch Luther bleibt standhaft. "Mein Gewissen ist durch Gottes Wort gefangen." Er könne und wolle nichts widerrufen. "Weil es die Seligkeit bedroht, gegen das Gewissen zu handeln."

Jene drei berühmten Sätze, die Luther zugeordnet werden, hat er zwar so nicht gesagt. Aber deren einprägsame Verknappung passt zu ihm: "Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir!" Der Streit um Luthers Thesen endet nicht - wie von ihm beabsichtigt - mit Reformen, sondern mit der Spaltung der Kirche. Die Veröffentlichung der Thesen gilt heute als Beginn der Reformation.

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