Das "Lexikon der TV-Moderatoren" von 2003 lobt die "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman mit den Worten "höchst konzentriert, mit professioneller Distanz". Im selben Jahr wird Herman bei einer repräsentativen Emnid-Umfrage zur beliebtesten Nachrichten-Moderatorin Deutschlands gewählt.
Wer die "Tagesschau" präsentiert, muss seriös sein - das weiß die gebürtige Ostfriesin: "Wir haben schon die Pflicht, möglichst neutral zu sein. Wir dürfen keine Werbung machen", sagt Herman im April 2001 im WDR2-Montalk und findet das "auch völlig in Ordnung".
Überholtes Frauenbild
Eva Herman, die 1989 beim NDR als "Tagesschau"-Sprecherin eingestiegen ist, veröffentlicht ab 2001 Bücher mit Titeln wie "Dann kamst du", "Das Glück des Stillens" und "Mein Kind schläft durch". Im Frühjahr 2006 löst Herman mit dem Artikel "Die Emanzipation - ein Irrtum?" in der Zeitschrift "Cicero" eine kontroverse Diskussion aus.
Weil sie ihre Thesen auch als Buch veröffentlichen will, gibt Herman bekannt, aus Rücksicht auf die Neutralität der "Tagesschau" ihre Arbeit als Moderatorin vorerst ruhen zu lassen. Im September 2006 veröffentlicht sie das Buch "Das Eva-Prinzip". Darin rät sie Frauen zur Rückkehr zu Heim und Herd: "Wir Frauen sollten nicht mehr konkurrieren, wir sollten uns auf unsere natürlichen Fähigkeiten besinnen."
Frauen als Ursache für Missstände
"Familie und Mutterschaft sind letztlich für Glück und Zufriedenheit wichtiger als berufliche Karriere und vollständige Unabhängigkeit", schreibt Herman. "Die Ursache für viele gesellschaftlichen Missstände ist bei uns Frauen zu suchen und zu finden."
Das Frauenbild, das Herman propagiert, lebt sie selbst allerdings nicht - als vier Mal verheiratete Karrierefrau mit einem Kind und einem Au-pair-Mädchen.
Nazivergleich löst Eklat aus
Im Jahr darauf sorgt Hermans nächstes Buch "Das Prinzip Arche Noah - Warum wir die Familie retten müssen" für einen Eklat. Die Öffentlichkeit empört sich über die vermeintliche Sympathie für Adolf Hitlers Familienpolitik.
"Wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde", sagt Herman im September 2007 im WDR2-"Morgenmagazin". Es habe "nichts mehr" stehen bleiben dürfen.
Erfolglose Klage
Am 9. September 2007 entlässt der NDR seine Mitarbeiterin mit sofortiger Wirkung: "Frau Herman steht es frei, ihren 'Mutterkreuzzug' fortzusetzen, aber mit der Rolle einer NDR-Fernsehmoderatorin ist dies nicht länger zu vereinbaren."
Die Entlassene klagt gegen die Entscheidung, scheitert aber nach jahrelangem Rechtsstreit auch in letzter Instanz beim Bundesarbeitsgericht.
Rauswurf bei "Kerner"
Einen Monat nach dem Rausschmiss erhält Herman in der ZDF-Sendung "Kerner" die Chance, für Klarheit zu sorgen. Sie nutzt sie nicht, sondern legt nach: "Aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden, und wir fahren heute darauf."
Herman betont: "Ich muss einfach lernen, dass man über den Verlauf unserer Geschichte nicht sprechen kann, ohne in Gefahr zu geraten." Schließlich wirft ZDF-Moderator Johannes B. Kerner sie aus der Sendung, weil sie sich seiner Meinung nach nicht ausreichend von ihren Aussagen zur NS-Familienpolitik distanziert.
"Loveparade" als "schamloses Treiben"
Bei Auftritten und im Internet veröffentlicht Eva Herman weiter ihre Vorstellungen von Familienpolitik. Sie äußert sich aber auch zu anderen Themen.
Einen Tag nach der Tragödie auf der "Loveparade" 2010 in Duisburg mit 21 Toten schreibt sie: "Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen! Grauenhaft allerdings, dass es erst zu einem solchen Unglück kommen musste."
Verschwörungen vermutet
Hinter der Flüchtlingskrise in Europa vermutet Herman "Verschwörungen zur Zerstörung des christlichen Abendlandes. Europa wird geflutet mit Afrikanern und Orientalen. Unsere alte Kraft, unsere christliche Kultur, Glaube und Tradition, werden zerstört."
Immer wieder sieht sich Eva Herman auch als Opfer angeblich gleichgeschalteter Medien. Deren Dominanz verhindere "nach wie vor eine freie, unabhängige Berichterstattung", heißt es auf ihrer Homepage.
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