Er ist französischer Ehrenbürger. In Australien ist ein Berg nach ihm benannt. Vor der US-Militärakademie West Point steht ein Denkmal. Der polnische Kleinadelige Tadeusz Kościuszko hat sich im 18. Jahrhundert international einen Namen gemacht. In seiner Heimat gilt der Freiheitskämpfer noch heute als Nationalheld.
Geboren wird Tadeusz Kościuszko am 4. Februar 1746 in Mereczowszczyzna. Er tritt in Warschau in die Militärakademie ein und wird von König Stanisław August Poniatowski wegen seiner Begabung zur weiteren Ausbildung nach Paris geschickt. Nachdem er Kriegskunst, Ingenieurwesen und Aufklärer wie Voltaire studiert hat, kehrt er 1774 nach Polen zurück. Er wehrt sich immer wieder gegen die Aufteilung seines Heimatlandes.
Erbauer der Festung Westpoint
Kościuszko verliebt sich in die Tochter eines Generals und will mit ihr durchbrennen. Doch der Plan scheitert. Vor dem Zorn des Vaters flieht er aus Polen. Der Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs gegen England zieht ihn über den Atlantik.
In der Armee der Kolonien macht Kościuszko rasch Karriere. Oberbefehlshaber George Washington vertraut ihm den Bau der Festung Westpoint an. Nach Ende des Krieges werden ihm die US-Staatsbürgerschaft und der Generalsrang verliehen.
Polnische Reformer unterliegen
Kościuszko kehrt nach Polen zurück, um sich in der Armee zu engagieren. Denn Russland, Österreich und Preußen haben große Teile Polen besetzt, um den Reformeifer der Adelsrepublik zu stoppen. Trotzdem geben sich die Polen 1791 eine neue Verfassung, in der unter anderem die Leibeigenschaft gestrichen und die Mehrheitsentscheidung im Reichstag eingeführt wird.
Die russische Zarin Katharina II. ist alarmiert, weil nach der Abschaffung der Leibeigenschaft viele russische Bauern nach Polen fliehen. Die Zarin schafft es, viele adelige Polen und am Ende auch den König auf ihre Seite zu ziehen. Die anderen Polen, unter ihnen auch Kościuszko, kämpfen gegen die mächtigen Nachbarn - kurz und aussichtslos.
Blutbad in Warschau
Während Russland und Preußen Polen 1793 ein zweites Mal teilen, bereiten die polnischen Reformer in Frankreich einen Aufstand vor - unter der Führung Kościuszkos. Im März 1794 verkündet er in Krakau: "Die Freiheit des ganzen Volkes: Dafür werde ich mein Leben einsetzen."
In seiner Armee kämpfen Adelige, Bürger, Juden und Bauern. Doch sie gewinnen nur eine Schlacht. Am Ende setzt Katharina die Große ihren General Alexander Suworow gegen Polen ein. Dieser richtet in Warschau ein Blutbad mit mehr als 20.000 Toten an. Bald ist der Aufstand niedergeschlagen. 1795 kommt es zur dritten Teilung: Russland, Österreich und Preußen teilen das Land unter sich auf. Es verschwindet von der Landkarte.
Rückzug in die Schweiz
Kościuszko sucht vergeblich Hilfe bei Napoleon. Frankreichs Kaiser hält von dem Freiheitskämpfer nichts: "Er ist ohne Bedeutung. Ein Dummkopf!" Auch 1815 beim Wiener Kongress lässt sich nichts ausrichten. Kościuszko ist inkognito in Wien und hat keinen Einfluss. Preußen, Russland und Österreich halten gegen Polen zusammen.
Kościuszko zieht sich verbittert in die Schweiz zurück. Er lebt beim Bruder eines schweizerischen Gesandten, den er in Paris kennengelernt hatte. Am 15. Oktober 1817 stirbt Kościuszko mit 71 Jahren in Solothurn. Seine Gebeine werden unter der Kathedrale in Krakau bestattet, sein Herz aber im Königsschloss in Warschau.
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