Werner Finck, 1973

31. Juli 1978 - Todestag des Kabarettisten Werner Finck

Stand: 31.07.2018, 00:00 Uhr

"Kommen Sie mit? Oder muss ich mitkommen?", fragt Werner Finck die Gestapo-Spitzel im Publikum. Mit solchen Doppeldeutigkeiten riskiert der Kabarettist in der Zeit des Nationalsozialismus sein Leben, landet für eine Weile sogar im Konzentrationslager. Denn die Spitzel sitzen immer vor seiner Kabarettbühne und schreiben mit.

Widerstand im Kabarett

1902 in Görlitz geboren, kommt Finck über die Schauspielerei zum Kabarett. 1929 gründet er "Die Katakombe" in Berlin. Und mit politischem Kabarett gehören Künstler im Dritten Reich fast dem Widerstand an. "Damals genügte nur eine kleine Pause. Man brauchte nur schweigen, das war schon defätistisch unter Umständen", erinnert sich Werner Finck.

Werner Finck, Kabarettist (Todestag 31.07.1978)

WDR 2 Stichtag 31.07.2018 04:12 Min. Verfügbar bis 28.07.2028 WDR 2


Download

Immer wieder wird "Die Katakombe" zwischenzeitlich geschlossen. "Wie ich wieder auftrat vor Publikum, sagte ich gleich: Gestern waren wir zu, heute sind wir offen. Wenn wir morgen zu offen sind, sind wir wieder zu", sagt Finck.

Brillante Wortspiele und Zivilcourage

Finck ist bis heute Vorbild für Kabarettisten: wegen seiner brillanten Wortspiele und seiner politischen Haltung. "Was ich immer wieder beeindruckend finde: diese Form von Zivilcourage. Auf die Bühne zu gehen, und zu sagen, wovon man das Gefühl hat, man muss es sagen", erklärt René Sydow, Kabarettist und Bewunderer von Werner Finck.

"Immer wenn ich Lampenfieber habe, dann denke ich mir: Der Finck hat es auch gemacht – unter ganz anderen Umständen", sagt Sydow.

"Lächeln ist die schönste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen"

Nach dem Ende des Nationalsozialismus kann Werner Finck eine andere, leichtere Seite zeigen: Er tritt in Heinz-Erhardt-Filmen auf und regelmäßig in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft.

Er stirbt am 31. Juli 1978 in München. Sein Lebensmotto klingt im aufgeheizten politischen Klima von 2018 aktueller denn je: "Lächeln ist die schönste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen."

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 31. Juli 2018 ebenfalls an Werner Finck. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 01.08.2018: Vor 100 Jahren: Geburtstag des Filmproduzenten Artur Brauner