Kolorierter Kupferstich von Bernard Picart: 'Hinrichtung und Verbrennung von Ketzern in Spanien'

16. September 1498 – Todestag des Großinquisitors Tomás de Torquemada

Stand: 16.09.2018, 00:00 Uhr

Im August verbrennt die Inquisition in Madrid 20 Männer und fünf Frauen. "Sie schleppten sie zu Fuß mit spitzer Mütze auf dem Kopfe, die Hände mit Stricken an den Hals gebunden, gekleidet in Armesünderhemden von gelber Leinwand, auf welchen der Name des Verurtheilten und 'der verdammte Ketzer' geschrieben war, auf den Platz, wo eine Tribüne mit Stufen stand", schreibt ein anonymer Chronist. "Dann wurde jedem sein Prozess vorgelesen, in welchem Punkt sie judaisiert hätten, und am Schluss wurden sie der 'Gerechtigkeit des weltlichen Armes' übergeben."

Die 25 sind nur ein Bruchteil jener Menschen, die der katholischen Kirche unter Großinquisitor Tomás de Torquemada zum Opfer fallen. Mindestens 2.000 sollen es in den ersten Jahren seiner Herrschaft gewesen sein.

 

WDR 2 Stichtag: 1498 - Todestag des spanischen Großinquisitors Tomás de Torquemada (16.09.2013)

WDR 2 16.09.2013 Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 2


Neid und Misstrauen

Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts leben verschiedene Religionen auf der iberischen Halbinsel friedlich nebeneinander. Dann setzt die Regierung viele Juden unter Druck, zum Christentum zu konvertieren.

Die so genannten Konversos haben einen schweren Stand. Viele von ihnen sind gesellschaftlich aufgestiegen. Das ruft Neider auf den Plan. Gerüchte werden laut, die Konversos hätten allein aus Karrieregründen die Religion gewechselt und würden ihre obskuren jüdischen Rituale weiterhin ausüben.

In dieser Situation tritt Tomás de Torquemada auf den Plan. Geboren wird er 1420 in Valladolid, später wird er Prior des Klosters von Santa Cruz. Als Beichtvater von Isabella von Kastilien und ihres Mannes König Ferdinand II. hat er schon bald auch politisch großen Einfluss. 1478 wird er Inquisitor für Kastilien; dann übt das Königpaar Druck auf Papst Sixtus IV. aus, der Torquemada 1483 zum ersten Großinquisitor des Königreichs Aragón ernennt. Ein Jahr später wird sein Zuständigkeitsbereich auf ganz Spanien ausgedehnt.

Weltliche Kirchenspitzel

Torquemada ist nicht der erste Vollstrecker der sogenannten Spanischen Inquisition, die ihre Tribunale in allen größeren Städten hat. Aber er ist wohl der grausamste und fanatischste. Wer erst einmal in den Klauen der Inquisition ist, wird gefoltert und getötet. Nur wenige werden begnadigt. Vor allem in den 1480er Jahren fallen erschreckend viele Konversos der Inquisition zum Opfer.

Tomás de Torquemada selbst stirbt am 16. September 1498 in Ávila. Er wird im Dominikanerkloster des Heiligen Thomas von Aquin bestattet. Als nach der Invasion napoleonischer Truppen in Spanien liberale Kräfte die Macht übernehmen, werden seine Gebeine 1832 exhumiert und verbrannt.

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Stichtag am 17.09.2018: Vor 35 Jahren: Erste Sendung der "Mitternachtsspitzen" im WDR-Fernsehen