Paris ist für den Journalisten Ulrich Wickert ein Sehnsuchtsort. Er ist 13 Jahre alt, als sich die Familie dort niederlässt. Für die Kinderseite der Rhein-Neckar-Zeitung in Heidelberg, wo er früher gewohnt hat, verfasst er Berichte über seine Entdeckungen in der französischen Hauptstadt. Er schreibt unter anderem über den Eiffelturm und den Arc de Triomphe.
Wickerts Lebensgeschichte beginnt am 2. Dezember 1942 in Tokio, wo Vater Erwin als Hörfunkattaché an der deutschen Botschaft arbeitet. Nach der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg ziehen die Eltern aufs Land nach Kawaguchi. 1947 kehrt die Familie nach Deutschland zurück. In Heidelberg wird sie wie andere Flüchtlinge zunächst zwangseinquartiert.
Erst Jura, dann Journalismus
Im Elternhaus geht es recht preußisch zu. Wickert beschreibt es später einmal so: "Als wir etwas erwachsener waren: Egal, wann du nach Haus kommst, um acht Uhr früh sitzt du am Frühstückstisch." Auch in der Schule seien "gewisse Leistungen" erwartet worden. "Das Wichtigste war sicherlich, dass man gelernt hat, Selbstvertrauen zu haben."
Nach dem Abitur studiert Wickert Jura an der Universität Bonn: "Mein Vater wollte gern, dass ich in seine Fußstapfen als Diplomat trete, was ich aber nicht wollte." Seit einem Studienaufenthalt in den USA interessiert er sich für Politik. 1969 steigt er beim Politmagazin "Monitor" ein. Die WDR-Redaktion in Köln weiß, was sie an ihm hat: einen ehrgeizigen, auslandserfahrenen 27-Jährigen, der fließend Französisch und Englisch spricht.
"Und eine geruhsame Nacht"
Es folgen Stationen als Korrespondent in Washington, Paris und New York. 1984 kehrt er nach Paris zurück und übernimmt die Leitung des ARD-Studios. Sein Motto: "Du erklärst nicht, dass die Franzosen anders sind, sondern du erklärst, warum sie anders sind."
1991 folgt die Krönung seiner Karriere: Wickert wird als "Tagesthemen"-Moderator für 15 Jahre das Gesicht der ARD. Seine standardisierte Abschiedsmoderation am 31. August 2006 verfolgen 4,34 Millionen, fast doppelt so viele wie sonst: "Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Abend, meine Damen und Herren, und eine geruhsame Nacht."
Sachbuch- und Krimiautor
Parallel zu den "Tagesthemen" baut sich Wickert eine Karriere als Sachbuchautor auf. Mit "Der Ehrliche ist der Dumme" tritt er 1994 eine Wertedebatte los und bringt sich mit zahlreichen Publikationen als Frankreichexperte ins Gespräch.
2003 legt er seinen ersten Krimi vor: "Der RIchter aus Paris - eine fast wahre Geschichte". Fünf weitere Bände folgen. Darin beschäftigt sich Untersuchungsrichter Jacques Ricou unter anderem mit Waffenhandel, Korruption und Geldwäsche.
Ans Aufhören und Bilanzziehen denkt Wickert noch lange nicht: "Wieso? Ich sehe gar keinen Grund dafür. Das Leben geht weiter. Ich gucke immer nur nach vorne. Ich gucke nicht zurück."
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Dezember 2017 ebenfalls an Ulrich Wickert. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 03.12.2017: Vor 40 Jahren: TV-Erstausstrahlung der "Muppet Show" in Deutschland