18. November 1905 - Wahl von König Haakon VII. in Norwegen

Stand: 18.11.2020, 00:00 Uhr

Im Sommer 1905 beschließt das norwegische Parlament, die seit 1814 bestehende Union mit Schweden aufzulösen. Künftig will man eigenständig und mit einer Monarchie an die Zeit der stolzen Wikinger-Könige anknüpfen. Nur ein eigenes Königshaus hat Norwegen nicht mehr.

Das Parlament wählt den 33-jährigen dänischen Prinzen Carl von Glücksburg als neuen König aus. Der zweite Sohn des dänischen Thronfolgers will den Thron aber nur besteigen, wenn sich auch das norwegische Volk für die Monarchie entscheidet.

Wahl von König Haakon VII. in Norwegen (am 18.11.1905) WDR 2 Stichtag 18.11.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 16.11.2030 WDR 2

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Aus Carl von Glückburg wird König Haakon VII.

Die Zustimmung fällt mit fast 80 Prozent deutlich aus: Am 18. November 1905 nimmt Carl die Wahl an – und einen neuen Namen. In Erinnerung an den letzten König eines freien Landes Norwegen im Mittelalter nennt er sich fortan Haakon VII., sein zweijähriger Sohn Alexander wird zu Olav.

Wenige Tage später betritt der neue König gemeinsam mit seiner Ehefrau Maud, einer Tochter des englischen Königs Edward VII., erstmals norwegischen Boden. In seiner Begrüßungsansprache verspricht er: "Durch das Vertrauen dieser Menschen zum König von Norwegen berufen, werde ich all meinen Willen und alle meine Fähigkeiten einbringen, um Norwegens Wohlergehen und Glück zu fördern."

Monarchie auch für die Arbeiter

Haakon VII. passt sich dem norwegischen Lebensstil an, lernt Skifahren und reist quer durch das Land. Überall schlägt ihm eine Welle der Begeisterung entgegen. "Das ist ja das Gefühl: Wir sind wieder wer. Mit einer Monarchie, mit einem König, mit etwas, das wir seit Jahrhunderten nicht gehabt haben", erklärt Tor Jan Ropeid von der Uni in Bergen.

Bis auf das Recht, Regierungen zu ernennen, ist es ein weitgehend unpolitisches Amt. Und doch hat Haakon VII. maßgeblichen Einfluss. In den 20er Jahren ernennt er gegen den Willen vieler seiner Berater den Vorsitzenden der kommunistisch orientierten Arbeiterpartei zum Ministerpräsidenten.

Ein klares Zeichen an die Linken, dass er sich auch als ihr König fühlt, als König des ganzen Volkes. Diese danken es ihm, indem sie die Abschaffung der Monarchie nie zum Thema machen.

Königlicher Widerstand

Als die Deutschen 1940 Oslo einnehmen, verweigert der König den Besatzern die Gefolgschaft und geht für fünf Jahre nach London ins Exil. Von hier unterstützt er den Widerstand mit Radioansprachen und legitimiert die Exilregierung.

Im Juni 1945 kehrt Haakon VII. begleitet von großem Jubel der Bevölkerung in sein Norwegen zurück. Er stirbt am 21. September 1957 mit 85 Jahren in Oslo.

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