1946 hatten die USA in dem Inselstaat in Ozeanien mit großangelegten Kernwaffentests begonnen. Wie groß, das zeigt der Vergleich zum Zweiten Weltkrieg: Dabei wurden 36.000 Tonnen an Sprengladungen abgeworfen.
"Auf den Marshallinseln im Pazifik wurden so viele Kernwaffen gezündet, dass es einer explosiven Kraft von 100 Millionen Tonnen Sprengstoff entspricht", sagt der Biologe Bernd Franke vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg.
Tausendfach so stark wie Hiroshima-Bombe
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatten sich die USA die Marshallinseln als UN-Treuhandgebiet gesichert. Den Atollbewohnern verheimlicht man die Folgen der Tests. Besonders großen Schaden richtet die Wasserstoffbombe Bravo an, die am 1. März 1954 auf dem Bikini-Atoll gezündet wird. Sie hat eine Sprengkraft von 15 Megatonnen, ist tausend Mal so stark wie die Atombombe, die Hiroshima zerstörte.
Während der Explosion weht der Wind Richtung Osten. Durch den radioaktiven Niederschlag, den er mit sich trägt, wird die Besatzung eines japanischen Fischerboots und die Bevölkerung der Atolle Rongelap und Rongerik verstrahlt.
Leukämie, Schilddrüsenkrebs, Fehlgeburten
Für die betroffenen Inselbewohner beginnen Jahrzehnte medizinischer Tests und immer wieder neuer Umsiedlungen. Als die USA ihre Kernwaffentests auf den Marshallinseln in den 1960er-Jahren beenden, bringen sie die Bewohner zurück auf ihre Atolle. Dort messen Experten an der Oberfläche tatsächlich nur wenig Radioaktivität.
Im Boden stecken jedoch viele radioaktive Stoffe, die von den Pflanzen aufgenommen werden. Für die Inselbewohner und ihre Ernten hat das gravierende Folgen. "Seitdem haben wir endlose gesundheitliche Probleme. Wir haben hunderte von Frauen, die Fehlgeburten hatten. Wir haben Leukämie, wir haben Schilddrüsenkrebs, wir haben totgeborene Babys", sagt die Marshallesin Darlene Keju.
Marshallesen von Amerikanern ausgenutzt
Wieder werden die Marshallinseln evakuiert und entseucht. Auf den betroffenen Atollen will bis heute kaum jemand leben. "Die Marshallesen wurden von der amerikanischen Regierung nach Strich und Faden ausgenutzt. Sie wurden belogen. Sie wurden nicht nur ihrer Heimat beraubt, sie wurden ihrer Würde beraubt", sagt der Biologe Bernd Franke.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. März 2019 ebenfalls an das Bikini-Atoll. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
Stichtag am 02.03.2019: Vor 100 Jahren: Gründungskongress der "Kommunistischen Internationale"