Mit einem "Spaziergang nach Athen" will Benito Mussolini 1940 Griechenland erobern. Sein Verbündeter Adolf Hitler hat im Westen und Norden Europas militärische Erfolge vorzuweisen. Da möchte der italienische Diktator nicht nachstehen. Die Italiener greifen Griechenland vom bereits 1939 annektierten Albanien aus an. Doch der Widerstand ist stärker als erwartet. Zudem werden die Griechen von den Briten unterstützt, die auf Kreta gelandet sind. Um die drohende Niederlage abzuwenden, bitte Mussolini Hitler um Hilfe. Dieser zögert zunächst, weil dadurch Truppen gebunden werden, die für den geplanten Russland-Feldzug vorgesehen sind. Schließlich startet Hitler Anfang April 1941 aber doch das "Unternehmen Marita".
Innerhalb weniger Wochen überrollen Wehrmacht und Waffen-SS vom zuvor schon besetzten Jugoslawien und dem verbündeten Bulgarien aus die schlecht ausgerüstete griechische Armee. Am 21. April 1941 kapitulieren 16 griechische Divisionen. Die britischen Soldaten ziehen sich nach Ägypten zurück. Der Weg in die griechische Hauptstadt ist frei. "Am Sonntag, den 27. April meldete das Oberkommando der Wehrmacht, dass deutsche Truppen Athen erreicht und auf der Akropolis die Hakenkreuzfahne gehisst haben", triumphiert die "Wochenschau".
Hakenkreuz-Fahne abmontiert
Doch die Flagge weht nur wenige Tage über der Akropolis. Zwei junge Männer steigen im Schutz der Dunkelheit zum Wahrzeichen Athens hinauf. "Wir haben Kiesel geworfen, um zu sehen, ob da eine Wache vorbeikommt", erinnert sich Manolis Glezos. Zusammen mit seinem Freund Lakis Santas habe er dann die Drähte gelöst und den Fahnenmast geschüttelt. "Und dann ist die Fahne auf uns gefallen."
Die Empörung bei den Besatzern ist groß: "Die Wehrmachtsflagge auf der Akropolis wurde heute Nacht von unbekannten Tätern entfernt", telegrafiert der Oberste Abgesandte des Deutschen Reiches in Griechenland, Günther Altenburg, nach Berlin. Er setzt die Polizeistunde von Mitternacht auf 22.00 Uhr herab und kündigt Razzien an. "Sie haben uns in Abwesenheit zum Tod verurteilt", sagt Manolis Glezos. Die Aktion habe die Stimmung im Land verändert und klar gemacht: "Es gibt Widerstand in Griechenland." Es bleibt nicht bei symbolischen Akten. Statthalter Altenburg muss in den kommenden Monaten immer wieder Anschläge auf Truppentransporte und Verkehrsverbindungen nach Berlin melden.
Massaker der Wehrmacht an der Zivilbevölkerung
Die Deutschen reagieren mit brutalen "Sühnemaßnahmen". Kerdilya ist der erste Ort auf dem griechischen Festland, der die Rache zu spüren bekommt. Die männlichen Einwohner werden erschossen, Frauen und Kinder umgesiedelt. Legitimiert sind diese Taten durch Hitlers sogenannten Bandenbefehl. Demnach sei die Truppe "berechtigt und verpflichtet, in diesem Kampf ohne Einschränkungen auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt." In über 100 Dörfern massakrieren Wehrmacht und Waffen-SS die Bevölkerung.
Dreieinhalb Jahre dauert die deutsche Besatzung, dann erobern die Alliierten Griechenland. Die Bilanz der deutschen Herrschaft: eine halbe Million Kriegsopfer, 100.000 Hungertote, 60.000 deportierte und ermordete Juden, 1.600 zerstörte Dörfer. Zudem ist die griechische Wirtschaft ausgeblutet. Gleich nach dem Einmarsch haben die Deutschen mit einer systematischen Plünderung begonnen. Es ging um kriegswichtige Rohstoffe wie Chrom, Mangan, Bauxit, aber auch um landwirtschaftliche Produkte wie Oliven, Rosinen, Seide und Tabak. Zudem ließen sich die Deutschen ihre Besatzung bezahlen: Allein 1942 überweist Griechenland 90 Prozent seines Volksvermögens nach Berlin.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. April 2016 ebenfalls an die Besetzung Athens durch die Wehrmacht. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.