Mit seinen Hosenträgern, Cordhosen und Schafswollsocken fällt Wolfgang Joop in der Schule aus dem Rahmen. "Das ist die Wolle von unseren Schafen!", erklärt er, um dem Spott der Klassenkameraden zu entgehen. Und er spricht den Satz so aus, "dass ein Ton mitschwang, der eine Welt der Gutsbesitzer, Pferde und Ländereien suggerierte".
Es funktioniert: Die Socken werden begehrt, Joop verleiht sie – gegen Geld. Es sei eine Lehre fürs Leben gewesen, wird er später in seiner Autobiographie schreiben: "dass auf diese Weise Legenden geschaffen werden, und aus den Legenden Marketing entsteht."
Erleuchtung in Paris
Geboren wird Joop am 18. November 1944 in Potsdam. Die ersten acht Jahre verbringt er eine als idyllisch empfundene Kindheit auf dem Bauernhof seiner Großeltern in Bornstedt unweit von Schloss Sanssouci. Als der Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, zieht er zu den Eltern nach Braunschweig. Zunächst studiert er Kunstpädagogik, dann Malerei und Bildhauerei. Aber das ist der falsche Weg.
1970 heiratet Joop die Kostümbildstudentin Karin Benatzky. Sie näht Mode, er macht Zeichnungen zu ihren Entwürfen. Im selben Jahr gewinnen beide bei einem Modewettbewerb der Zeitschrift "Constanze" die drei ersten Preise. Danach zeichnet Joop unter anderem Modelle für ein Schnittmusterheft des Bauer-Verlags. Eine Reise zu den Modeschauen von Paris, wo Karl Lagerfeld und Yves Saint-Laurent gerade die Modewelt umkrempeln, bringt die Erleuchtung: "Binnen Minuten hatten wir erfahren, dass Mode nichts Definiertes ist, sondern nur in einem kurzen Stück Zeit existiert, in dem sie sich selbst entwirft."
Von "Joop!" zu "Wunderkind"
Seinen Durchbruch hat Joop 1979 mit einer Kollektion gefärbter Pelzmäntel in Camouflage-Optik. Vor allem Amerikaner reißen ihm die Stücke aus den Händen. 1981 entwickelt sich daraus die Marke "Joop!", für die der Modemacher ungewöhnlicher Weise mit seinem eigenen Gesicht wirbt und die neben Mode bald auch schon Brillen, Parfüm und Schmuck produziert. Im gleichen Jahr trennt er sich von seiner Frau.
Mit "Joop!" schafft es Joop an die Weltspitze. Neben Jil Sander und Karl Lagerfeld avanciert er zum erfolgreichsten Modeschöpfer Deutschlands. Zu dieser Zeit lebt er mit seinem Partner Edwin Lemberg in New York. 2001 scheidet Joop aus dem Unternehmen aus und gründet die Marke "Wunderkind". Sechs Jahre später präsentiert er seine letzte Kollektion. 2018 kehrt er auf den Hof seiner Großeltern nach Bornstedt zurück.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. November 2019 ebenfalls an den Geburtstag von Wolfgang Joop. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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