"Ich bin sicher, dass der erste Mann auf Erden Vögel wegen ihrer Federn getötet hat. Mit diesen Federn schmückte er die Frau, die er liebte, denn Mode ist immer auch Verführung", sagte Christian Lacroix einmal. Der französische Modedesigner tut genau das: Seit 1987 verführt er die Frauen mit dramatischen Kleidern aus prächtigen Materialien wie Seide, Samt und Taft. Seine Stoffe legt er voluminös in Rüschen, Raffungen oder Volants oder lässt sie über und über mit Perlen besticken. Vor allem kräftige, warme Farben wie das Rot prägen seinen fast schon theatralischen Stil. "Rot schmeckt für mich nach Bonbons - oder nach Blut. Rot kann süß sein, aber auch bitter. Rot ist eine brutale, dramatische Farbe", so drückt es Lacroix aus.
Lacroix liebt die Welt der antiken Mythologie
Geboren wird Christian Lacroix am 16. Mai 1951 in Arles, vor allem seine Großelten prägen ihn, begeistern ihn für die Kunst, das Theater und die Oper. "Als kleiner Junge habe ich mich oft weggeträumt in die Welt der antiken Mythologie und der Oper, weil sie die Grenzen der engen Realität sprengen konnte", sagt er. Ende der 1960er Jahre studiert er Französische Literatur in Montpellier, anschließend zwei Jahre Kunstgeschichte in Paris mit dem Ziel Museumskurator werden. Das Thema seiner Doktorarbeit lautet "Kleidung in Gemälden des 17. Jahrhunderts" – aber er beendet sie nie. 1974 heiratet er Françoise Rosensthiel, eine Beraterin des Modehauses Hèrmes. Sie öffnet ihm den Weg in die Haute Couture: "Ich habe ihn angestoßen, nicht den einfachen Weg zu gehen, den des Kunsthistorikers. Ich habe ihn unterstützt, das zu werden, was er heute ist."
Zunächst arbeitet Christian Lacroix als Zeichen-Assistent bei verschiedenen Modehäusern, bis er 1981 die Haute Couture-Kollektion für den Designer Jean Patou anfertigen darf. Für seine Arbeit bei Patou erhält der Franzose 1986 den Sonderpreis des "Council of Fashion Designers of America" als einflussreichster ausländischer Designer. Ein Jahr später investiert Bernard Arnault, Mehrheitseigner des Luxuslabels Dior, 90 Millionen Francs in das neugeründete Modehaus seines Freundes Lacroix.
Lieber mehr Perlen und Glitzersteine als weniger
"Für mich ist die Haute Couture eine der wenigen typisch französischen Dinge, die es nur in Paris gibt und die man nirgendwohin kopieren kann", sagt Lacroix. Und der Designer mit den opulenten Roben spielt im Modezirkus ganz vorn mit. "Die Stimmung der neuen Saison hat viel mit Robin Hood und einem gewissen Piratencharme zu tun. Kein Zweifel, dass Christian Lacroix' chevaleresk angehauchtes scharlachrotes Kleid aus Seidencrêpe, das bis zur Hüfte geschlitzt ist und mit einem Schmuckkreuz und schenkelhohen Stiefeln getragen wird, allen anderen die Schau stiehlt", schreibt die Vogue 1989 über eines seiner Kleider. Immer wieder lässt er sich von historischen Kleidungsstücken wie dem Korsett oder der Krinoline beeinflussen. Besonders beliebt sind seine mit Perlen und Glitzersteinen über und über bestickten Brautkleider. Vielleicht liege es an Hochzeiten, dass mit der Haute Couture überhaupt noch Geld verdient werde, vermutet Lacroix. "Bei einem Hochzeitskleid ist alles erlaubt", sagt er. "Schließlich ist es das Kleid, in dem jede Braut auch Prinzessin, Herrscherin und Göttin ist."
Doch Christian Lacroix versteht sich immer als Künstler weniger als Geschäftsmann und der Kundenkreis für seine luxuriösen Kleider ab 50.000 Euro aufwärts bleibt klein. Schwarze Zahlen schreibt er nie, sein Modehaus meldet 2009 Insolvenz an. Heute besteht das Haus Lacroix aus einem Lizenzgeschäft mit Krawatten, Parfüm, Brillen und Heimtextilien. Der Name ist zwar geblieben, der Couturier Christian Lacroix nicht. Seit 2009 entwirft Lacroix vor allem Kostüme für Theater, Ballett und Oper. "30 Jahre lang habe ich warten müssen, bis mein Kindheitstraum wahr wird. Ich wollte immer schon Kostüme machen, Mode war nie beabsichtigt, sie war eine Art Unfall."
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