Die Initialen "YSL" stehen für ein Imperium: für das Unternehmen des französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent. Der publikumsscheue Couturier ist der Erste, der Frauen in Hosen steckt, der sie im transparenten "Nude-Look" auf den Laufsteg schickt und der beim Maler Piet Mondrian geometrische Formen abguckt, um sie auf seine Kleider zu übertragen. Ende der 50er Jahre kürt die Pariser Fachwelt den Designer zu ihrem "Petit Prince de la Mode", zu ihrem "kleinen Prinz der Mode". Da hat er gerade die Nachfolge seines Lehrmeisters Christian Dior angetreten.
"Frauen brauchen neue Waffen"
Geboren wird Yves Henri Mathieu Saint Laurent am 1. August 1936 in Oran in der französischen Kolonie in Algerien. Schon als kleiner Junge zieht der Sohn wohlhabender Eltern die Puppen der Schwestern an und entwirft Theaterkostüme. Als 17-Jähriger reicht er zum ersten Mal Entwürfe zu einem Wettbewerb ein und gewinnt den dritten Preis. 1953 geht er nach Paris, wo er sich zum Mode- und Bühnenzeichner ausbilden lässt. Seine Skizzen fallen einem Modejournalisten auf: "Michel de Brunhoff, der Direktor der 'Vogue', mochte meine Entwürfe und hat mich Christian Dior vorgestellt", erinnert sich Saint Laurent später. Nach dem Tod von Dior 1957 übernimmt er auf dessen Wunsch die künstlerische Leitung des Modehauses. Als Saint Laurent, der unter Depressionen leidet, 1960 seinen Wehrdienst ableisten muss, erleidet er mehrere Nervenzusammenbrüche und wird von der Armee entlassen. Da ihn das Haus Dior danach nicht mehr einstellt, eröffnet er 1961 mit seinem Geschäftspartner und Lebensgefährten Pierre Bergé sein eigenes Modehaus.
Während Dior auf die sogenannte Wespentaille gesetzt hat, können die Frauen nun in den weit ausgestellten Kleidern von Saint Laurents"Trapezlinie" aufatmen. Schlichte Eleganz ist sein Motto. 1966 macht er mit dem Smoking für die Frau Furore. Auch die Hosen in seiner Kollektion seien "eine Antwort auf den Zeitgeist", so Saint Laurent: "Frauen brauchen neue Waffen, um Männer zu verführen." Spitzen und Federn seien nicht mehr zeitgemäß. Für seinen Mentor Bergé sind Saint Laurents Hosenanzüge ein Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung: "Coco Chanel hat die Frauen befreit. Yves Saint Laurent hat ihnen die Macht gegeben." Er habe sie in Kleider gesteckt, die bis dahin Männern vorbehalten gewesen seien.
Aufputschmittel und Alkohol
Bei seinen Modeschauen sitzt häufig die Schauspielerin Catherine Deneuve in der ersten Reihe. Saint Laurent nennt sie seinen "Glücksbringer". Zu seinen Kundinnen gehören auch Fürstin Gracia Patricia von Monaco und die Herzogin von Windsor, Lady Diana - die einmal gesagt hat, sie spreche nur drei Worte französisch: Yves, Saint und Laurent.
Die Trägerinnen der Kollektionen sind stark und eigenwillig; der Meister selbst braucht hingegen Aufputschmittel und Alkohol, um seine Angst vor dem Leben zu überwinden. 2002 nimmt Saint Laurent Abschied vom Laufsteg. Neben gesundheitlicher Schwäche werden auch geschäftliche Probleme der Haute-Couture-Linie als Grund für den Rückzug genannt. Die Luxussparte des Modehauses wird kurz darauf eingestellt. Yves Saint Laurent, der privat immer sehr zurückgezogen gelebt hat, stirbt am 1. Juni 2008 im Alter von 71 Jahren an Krebs in seiner Pariser Wohnung.
Stand: 01.08.2011
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