Russischer Kaiser Nikolaus II.

16. Juli 1918 - Zar Nikolaus II. wird erschossen

Stand: 16.07.2018, 00:00 Uhr

St. Petersburg, 13. März 1881: In der russischen Hauptstadt detonieren Bomben. Zar Alexander II. wird von der revolutionären Untergrundorganisation "Volkswille" getötet. Geschockt steht der 12-jährige Nikolaj vor dem zerfetzten Leichnam seines Großvaters.

Vielleicht erzeugt dieser Anblick den Widerspruch im Wesen des Jungen: Einerseits will er niemals Zar werden, andererseits ist er überzeugt, dass Gott ihm den Auftrag zu herrschen gibt. Als sein Vater, Zar Alexander III., 1894 mit 49 Jahren erkrankt und stirbt, ist Nikolaj 26 Jahre alt - und plötzlich an der Macht.

Zar Nikolaus II. (Todestag 16.07.1918)

WDR 2 Stichtag 16.07.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 13.07.2028 WDR 2


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Autokrat und Antisemit

Als neuer Herrscher hat Zar Nikolaus II. die Wahl: Soll er die reaktionäre Gewaltherrschaft seines Vaters fortsetzen? Oder die Reformen seines ermordeten Großvaters, der unter anderem die Leibeigenschaft abgeschafft hatte? Er entscheidet sich für den autokratischen Stil seines Vaters und duldet als überzeugter Antisemit hunderte mörderische Judenpogrome.

In Reformen sieht er das geistige Pulverfaß, das revolutionäre Ideen überhaupt erst im Volk freisetzt. Längst fordern viele Russen, durch ein Parlament vertreten zu werden. Im Januar 1905 ziehen über 100.000 Demonstranten friedlich zum Winterpalais. Doch Nikolaus II. gibt den Befehl, auf sie zu schießen. Ab da wird er der "Blutige Zar" genannt.

Abdankung im Ersten Weltkrieg

Der Petersburger Blutsonntag wird zur Initialzündung der Revolution: Liberale, nationalistische und sozialistische Parteien fordern das Ende der Hungersnöte und der Monarchie. Innenminister Sergej Witte zwingt Zar Nikolaus II. zur Gründung der ersten Duma, einem Parlament.

Nikolaj reagiert hilflos. Mitten im Ersten Weltkrieg dankt er am 15. März 1917 ab. Damit schlägt die Stunde Lenins, der Führer der radikal-sozialistischen Bolschewiki. Die Zarenfamilie wird nach Jekaterinburg in Sibirien gebracht.

In Sibirien erschossen

In der Nacht zum 16. Juli 1918 wird die Zarenfamilie in den Keller ihres Gefängnishauses geführt. "Sie begriffen nicht einmal, was das bedeutete. Nikolaus konnte nur 'ach' stammeln. Es fiel ein Schuss, ein zweiter, ein dritter und dann die anderen", sagt der örtliche Befehlshaber der Geheimpolizei, Grigorij Nikulin, in einem geheimen Tondokument, das erst 80 Jahre nach der Exekution vom KGB freigegeben wird.

Gerüchte, Zarentochter Anastasia habe überlebt, halten sich jahrzehntelang, erweisen sich aber als falsch. Anfang der 1990er Jahre werden die Überreste der Leichen geborgen und in der Zarengruft von St. Petersburg bestattet.

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