Stichtag

03. September 2005 - Vor 355 Jahren: Cromwell siegt über die Schotten

Über die grausamste Niederlage ihrer Geschichte haben die Schotten Gras wachsen lassen. Dass es sich dabei ausgerechnet um englischen Rasen handelt, ist wohl eine Ironie des Schicksals. Denn auf dem heutigen 18-Loch-Golfplatz des Städtchens Dunbar direkt am Meer kämpfen die Bewohner im Jahre 1650 gegen den englischen Feldherrn Oliver Cromwell und seine 10.000 Soldaten. Dabei wird ihnen ihr Gottvertrauen zum Verhängnis.Zunächst jedoch spricht alles für einen unglaublichen Triumph von Schottlands Feldherrn General Leslie. Die laut Cromwell mit "sehr gut gebackenem Brot" aus der Heimat gelandeten Engländer stehen vor der Festung Edinburgh auf sorgsam abgemähten Weizenfeldern. Ihr Versorgungsnachschub schwächelt. Einzelvorstöße der Schotten unter Führung von General Leslie zermürben den Kampfgeist ebenso wie das neblig-trübe Wetter mit Dauerregen. Eine Eildepesche Cromwells nach London mit der Bitte um Nachschub bleibt ohne Antwort. Das ausgehungerte und geschwächte Heer zieht sich entmutigt an der Ostküste zurück nach Dunbar. Dort wird es von den Schotten eingekesselt. Alles sieht danach aus, als würde Englands stolze Armee vernichtend geschlagen werden.Aber die Schotten haben ein Handicap: Ihr König Charles II. hat sich mit der Kirche überworfen. Und deren Einfluss auf die Truppe ist groß. So fordert der Klerus von Leslie, kurz vor der Entscheidungsschlacht 3.000 seiner besten Männer zu entlassen. Die Soldaten hätten geflucht und eine fragwürdige Moral an den Tag gelegt. Leslie gehorcht. Dem Restheer aus Bauern und niederen Geistlichen verbietet die Kirche, am Sonntag, dem Tag des Herrn, die Waffen in die Hand zu nehmen. Auch ein Angriff am Montag wird wegen zu befürchtender hoher Verluste untersagt. Schließlich, so der Glaube des Klerus, sei Gott mit den Schotten.

Dieses Zaudern nutzt Cromwell zum Verzweiflungsangriff, dessen Erfolg nicht nur ihn, sondern auch die Schotten überrascht. Am 3. September 1650 überrollt ein Tross aus sechs Kavallerie- und drei Infanterie-Regimentern den schlafenden Gegner fast ohne Gegenwehr. 3.000 schottische Soldaten werden getötet, 10.000 gefangen genommen. Sie sterben auf dem strapaziösen Weg nach England oder landen als Sklaven in den Kolonien. Cromwell selbst soll nur 40 Männer verloren haben.Stand: 03.09.05