"Ho, Ho, Ho Chi Minh!" Die rhythmischen Sprechchöre von Studenten, die den Namen des vietnamesischen Revolutionärs Ho Chi Minh skandieren, gehören in der Bundesrepublik zur Erinnerung an die 68er-Bewegung. In Vietnam ist "Onkel Ho" noch immer eine Kultfigur. Sein Leichnam liegt in einem Sarg aus Kristallglas, aufgebahrt in einem Mausoleum in Hanoi. Dabei hat Ho Chi Minh vor seinem Tod verfügt: "Lasst meine Überreste verbrennen und meine Asche auf einem Hügel begraben!"Ho Chi Minh ("Der weise Gewordene") kommt am 19. Mai 1890 in der vietnamesischen Stadt Kim Lien als Sohn eines Provinzbeamten zur Welt. Damals heißt er noch That Tan ("Einer, der siegen wird"). Er besucht ein französisches Gymnasium, das er jedoch wegen seiner Opposition zur Kolonialmacht ohne Abschluss verlassen muss. Mit 22 Jahren geht er nach Europa und arbeitet später als Tellerwäscher in den USA: "Ich studierte die Fratze des Yankee-Kapitalismus bei der Lynchjustiz an Negern." In Paris spricht er zum ersten Mal öffentlich über die politische Lage in Indochina. Im Dezember 1920 gründet er die Kommunistische Partei Frankreichs mit. In der Sowjetunion und China bereitet er sich auf den Kampf gegen die Kolonialmächte vor. 1930 gründet er die Kommunistische Partei Indochinas.
Ausgerechnet die Amerikaner haben Ho Chi Minh auf dem weiteren Weg zur Revolution unterstützt. 1942 verbünden sie sich mit ihm gegen die Japaner, die Indochina besetzt halten. Sie helfen ihm, eine Guerilla-Truppe aufzubauen. Nach der Kapitulation Japans im August 1945 ruft Ho Chi Minh die Demokratische Republik Vietnam aus. Die alte Kolonialmacht Frankreich schickt Truppen. In einem blutigen Partisanenkrieg besiegen die Vietnamesen überraschend die Franzosen. Vietnam wird geteilt und gerät zwischen die Fronten: Washington will im Süden ein Bollwerk gegen die Kommunisten errichten. Moskau setzt auf den Norden. Die von Ho Chi Minh gründete "Nationale Front zur Befreiung Südvietnams" agitiert mit Erfolg. Daraufhin schickt Washington Militärberater. Schließlich gehen am 8. März 1965 die ersten US-Truppen in Vietnam an Land - der Beginn des Vietnamkrieges. Den Sieg über die Amerikaner erlebt Ho Chi Minh nicht mehr. Er stirbt am 3. September 1969. Um exakt 9.47 Uhr soll der 79-Jährige einen Herzanfall erlitten haben.Stand: 19.05.05