Stichtag

13. April 2005 - Vor 310 Jahren: Jean de La Fontaine in Paris gestorben

Dass er seine Vorliebe für Tiergeschichten im Wald gelernt hat, ist eine Legende. Zwar ist Jean de La Fontains Vater Oberforstmeister in der Champagne und Jean, 1621 in Château-Thierry geboren, wird nach einem Theologie- und Jurastudium in Paris sein Nachfolger. Aber er fühlt sich nicht zum Förster berufen, sondern betreibt seine Rückkehr nach Paris - als Dichter. Dafür nimmt er in Kauf, dass er von mächtigen oder reichen Gönnern abhängig bleibt: erst vom Finanzminister Ludwig des XIV., später von einer reichen Adeligen und schließlich von einem Bankier. In dessen Haus stirbt er am 13. April 1695 im Alter von 73 Jahren.Seine Vorliebe für Fabeln entwickelt  La Fontaine in der feinen Gesellschaft, da offene Kritik in der Epoche des Sonnenkönigs leicht ins Gefängnis führen kann. Also verkleidet er seine Satire in Fabeln, deren Motive er aus der Antike oder aus dem Orient nimmt. Aber zwischen Hase und Schildkröte, Löwe, Ratte und Mücke oder zwischen Fuchs und Raben geht es in den Geschichten genauso zu wie am Hof und um ihn herum: Die Großen fressen die Kleinen, Hinterlist besiegt die Dummen und die allzu aufgeblasenen Frösche platzen. "Le dire, sans dire", nennt La Fontaine das literarische Versteckspiel: Sagen, ohne es zu sagen.

250 Fabeln veröffentlicht er; einige davon gehören heute noch zum französischen Schulstoff. Vergessen dagegen sind seine Theaterstücke, Opernlibretti und etwa 70 Erzählungen und Novellen. Auch die bedienen sich meist antiker oder mittelalterlicher Stoffe - aber ihr Inhalt ist stets aktuell, nämlich erotisch. Einen dieser Erzählbände beschlagnahmt die Polizei 1675, weil darin die Geistlichen zu sehr verspottet würden. La Fontaine zeigt sich auch hier beweglich: Kurz vor seinem Tod entschuldigt er sich für seine erotischen Geschichten  - und spendet einen Teil ihres Erlöses an die Armen.Stand: 13.04.05