Er gilt als einer der herausragendsten und umstrittensten deutschen Politiker der Nachkriegsgeschichte: 27 Jahre lang ist Franz Josef Strauß Parteivorsitzender der Christlich-Sozialen Union ( CSU), ein Jahrzehnt regiert er als Ministerpräsident den Freistaat Bayern. Wortgewaltig schaltet sich FJS - wie er genannt wird - auch in die Bundespolitik ein: "Ich bin ja dafür bekannt, dass ich Ehrenmitglied des Vereins für deutliche Aussprache bin." Er benutzt gern deftige Ausdrücke der bayerischen Mundart: "Mir in Bayern sind ja gewohnt, andere zu derblecken, zu frotzeln, aufzuziehen, zu tratzen." Das bekommt auch sein unionsinterner Widersacher Helmut Kohl ( CDU) zu spüren, als der Pfälzer bei der Bundestagswahl 1976 erstmals als Spitzenkandidat antritt. Der Kommentar von Strauß: "Helmut Kohl wird nie Kanzler werden. Er ist total unfähig. Ihm fehlt alles."Strauß stammt aus einfachen Verhältnissen. Er wird am 6. September 1915 in München als Sohn eines Metzgers geboren. Ein Priester überredet seine Eltern, den Jungen aufs Gymnasium zu schicken. Er macht das beste Abitur seines Jahrgangs, will Gymnasiallehrer werden, muss aber vor dem Ende des Studiums zur Wehrmacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der als politisch unbelastet eingestufte Strauß von den Amerikanern zum Landrat in Schongau bestellt. Er beteiligt sich an der Gründung der CSU und wird 1949 in den ersten Deutschen Bundestag gewählt. Bereits vier Jahre später überträgt ihm Bundeskanzler Konrad Adenauer ( CDU) zunächst das Amt des Bundesministers für Sonderaufgaben, dann das Atomministerium und 1956 schließlich das Verteidigungsministerium. Er leitet den Aufbau der Bundeswehr. 1962 muss er allerdings aufgrund der so genannten Spiegel-Affäre zurücktreten: Das Nachrichtenmagazin hatte in einem Artikel über die atomaren Planungen der Bundeswehr berichtet. Danach wurde ein Spiegel-Redakteur unter dem Vorwurf des Landesverrats verhaftet. Vor dem Bundestag leugnete Strauß jegliche Beteiligung, räumte dann aber ein, die Verhaftung veranlasst zu haben.1966 setzt Strauß seine bundespolitische Karriere fort: Er übernimmt in der Großen Koalition von Union und SPD das Ressort des Finanzministers. Nach dem Bruch der Koalition bekämpft der Anti-Kommunist zunächst vehement die Ostpolitik der neuen sozial-liberalen Regierung, dann gibt er sich pragmatisch: "Glauben Sie ja nicht, dass ich meine grundsätzlichen Vorstellungen geändert habe. Ich bin nur flexibler geworden in der Wahl der Mittel." Strauß fliegt zu politischen Gesprächen in die Sowjetunion und China. 1980 wird er gegen den Widerstand von Kohl Kanzlerkandidat der Union. "Stoppt Strauß" lautet die Kampagne der politischen Gegner.
Strauß scheitert und zieht sich nach Bayern zurück. Von München aus startet er politische Alleingänge. Dazu gehört 1983 der Milliardenkredit, den er der DDR verschafft. Er genießt die Rolle als Quertreiber und unsichtbares Mitglied am Kabinettstisch von Bundeskanzler Kohl. Bezeichnend dafür ist seine oft verwendete Bemerkung, "dass es für mich nicht wesentlich ist, wer unter mir Bundeskanzler ist." Neben der Politik sind das Fliegen und das Jagen seine große Leidenschaften. Während eines Jagdausflugs mit dem Fürsten von Thurn und Taxis erleidet Strauß einen Herzstillstand. Er stirbt am 3. Oktober 1988 in Regensburg. In Zeitungen wird er als "der letzte König von Bayern" bezeichnet.Stand: 06.09.05