Wo immer er bei einem Architekturwettbewerb antritt, will Sir Norman Foster hoch hinaus. Die teuersten und spektakulärsten Entwürfe sind dem Großmeister modernen High-Tech-Bauens gerade gut genug. Seine Himmel stürmenden Gebäude sollen die Schönheit der Materialien von Stein, Stahl und Glas adeln. Wegen ihnen wird Foster selbst geadelt: 1999 erhält er den Titel eines Baron of Thames.Foster wird am 1. Juni 1935 als Spross einer Arbeiterfamilie in Manchester geboren. In ärmsten Verhältnissen wächst er auf, bis er sich 1975 mit einem Glashaut-Entwurf für einen Firmensitz in Ipswich (Suffolk) in den Olymp der Baumeister aufschwingt. In der Folge baut Foster Flughäfen in Hongkong und Wolkenkratzer in New York, Museen, Schulgebäude und Fernsehtürme, Sportstadien, Hängebrücken und Verwaltungsbauten. Und er entwirft Inneneinrichtungen, Büroregale und Fassadenelemente, Belüftungstechnik und Tragwerke. Die "Verantwortung, die Dinge schön zu machen" wird dabei sein Leitmotiv. Bis ins kleinste Detail feilt er an der Umsetzung, zusammen mit 600 Mitarbeitern in Berlin, London oder Singapur. Am Ende stehen makellose Kathedralen der Moderne. Oberflächlich und aseptisch nennen Kritiker die Ergebnisse, elegant und schwerelos die große Gemeinde seiner Bewunderer.
1993 erhält Foster den Auftrag, das Reichstagsgebäude in Berlin zu einem würdigen Denkmal der Demokratie umzubauen. Berühmt wird vor allem die gläserne, begehbare Kuppel: Symbol einer transparenten Demokratie, in der Besucher den gewählten Repräsentanten von oben auf die Finger schauen können. Ausgerechnet sie stammt nicht von Foster, sondern von Santiago Calatrava. Aber sie passt bestens in Fosters Konzept. "Architektur für Menschen" will er schaffen. Und dieses Credo umzusetzen ist dem Meister des schönen Steins immer wieder gelungen.Stand: 01.06.05