"Das ist das Lineal, mit dem die Kennedy-Kinder von Zeit zu Zeit den Hintern versohlt bekamen", erzählt ihre Mutter. "Ich bin überzeugt, dass sie das gelegentlich brauchten, besonders als sie klein waren." Rose Kennedy, heimliche Herrscherin einer der namhaftesten Politiker-Familien Amerikas, bringt neun Kinder zur Welt, fünf Töchter und vier Söhne. Sie gilt als sehr streng: "Rose war keine liebevolle Mutter. Sie umarmte ihre Kinder nicht und sagte ihnen auch nicht, dass sie sie liebte", schreibt Kennedy-Biograph Lawrence Leamer. "Sie war eine Mutter, die ihre Kinder immer nur erziehen wollte." Bei ihr gibt es selten Nachtisch, dafür bildende Tischgespräche: "Was ist der Unterschied zwischen Fern- und Nahost? Wie buchstabiert man Savoir-vivre? Was ist die vierte Wurzel aus 366?"Dieser Erziehungsstil stärkt offenbar für den Lebenskampf. Denn nach dem Willen ihres Vaters Joseph Patrick ist für die Söhne klar: Die Kennedys müssen ganz nach oben. Wer nur Zweitbester ist, hat verloren. Der Clan als Elite-Schmiede - aus Geschwistern machen die Eltern Rivalen. Der Plan geht auf. Der Vater hat seine Millionen noch mit zwielichtigen Bankgeschäften und Alkoholschmuggel gemacht, sein Sohn John F. bringt es bis an die Spitze des Landes. "Wenn dein Sohn zum Präsidenten gewählt wird und du weißt, es ist dein Sohn, der die Zuneigung und das Vertrauen von Millionen gewonnen hat, dann ist das so bewegend, dass man kaum darüber sprechen kann", sagt Rose Kennedy, die als Tochter des Bostoner Bürgermeisters John Francis Fitzgerald am 22. Juli 1890 geboren wurde.
Sie habe das Größte, aber auch das Schlimmste erlebt, schreibt Rose Kennedy in ihrer Autobiographie: Ihr ältestester Sohn Joseph stirbt bei einem Flugeinsatz im Zweiten Weltkrieg, John F. und sein Bruder Robert werden von Attentätern erschossen, Tochter Kathleen stürzt mit dem Flugzeug ab und Tochter Rosemary wird nach einer riskanten Operation, die der Vater anordnet, schwerstbehindert. Als tiefgläubige Katholikin erträgt Rose Kennedy alles - auch ihren chronisch untreuen Ehemann und die politische Erfolglosigkeit der Enkelgeneration. Sie stirbt am 22. Januar 1995 im Alter von 104 Jahren.
Stand: 22.01.05