Vielleicht hat ein Flugzeugabsturz aus Roald Dahl, der 1916 in Cardiff bei Wales geboren wird, einen Schriftsteller gemacht. So hat er es jedenfalls später öfters dargestellt. Weil ihn ein britischer Offizier während des 2. Weltkriegs mit falschen Landekoordinaten versieht, fällt Dahl 1940 über der Wüste vom Himmel. Im letzten Moment kann er sich aus der brennenden Maschine retten. Anschließend liegt er drei Monate lang schwer verletzt im Militärspital. "Meine kleine, bequeme Theorie ist nun, dass ich deshalb mit dem Schreiben anfing", wird Dahl später sagen. "Denn eigentlich hatte ich als hübscher aufrichtiger junger Bursche vorgehabt, ein glückliches Leben als Geschäftsmann der Shell Company zu führen. Vielleicht hat der Schlag ja nachgeholfen." Jedenfalls ist ein Zeitungsbericht über das Ereignis seine erste Veröffentlichung.Von nun an wimmelt es in Dahls realer Welt von heilsamen Schlägen. "Ich habe im Laufe der Jahre in den Zeitungen viele Sachen über Leute gelesen, die durch Schläge gegen den Kopf verändert wurden", heißt es in einem seiner Interviews. "Da war zum Beispiel eine Frau, die ihrem zeitlebens blinden Mann eins mit der Soßenkelle überzog – und plötzlich sah er wieder". In Dahls schwarzhumorigen Büchern geht es meist nicht um Schläge, die Menschen die Augen öffnen. Im Gegenteil: Hier befördern sie ihre Opfer unsanft ins Jenseits. In der Erzählung "Die Lammkeule" etwa mordet eine Frau ihren Gatten, indem sie ihm das tief gefrorene Nahrungsmittel im wahrsten Sinn des Wortes überbrät. Anschließend schiebt sie das Corpus Delicti in die Backofenröhre, um es den ahnungslosen Polizisten vorzusetzen. "Es dürfte nicht schwer sein, die Mordwaffe zu finden", mutmaßen die schmatzenden Ermittler, während sie einen Nachschlag nach dem anderen verlangen. Denn immerhin muss es "'ne verdammt dicke Keule gewesen sein, mit der Patrick erschlagen worden ist".
Dahls Kinderbücher wie "Charlie und die Schokoladenfabrik" wiederum sind weise Schläge gegen das Establishment. "Ich glaube, alles, was Kinder daran hindert, in einer Phantasiewelt zu leben, ist falsch" lautet sein Credo. Dahl stirbt am 23. November 1990 in Buckinghamshire an Leukämie.
Stand: 23.11.05