Geboren wird Greta Lovisa Gustafsson am 18. September 1905 in Stockholm. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf: "Als Kind war ich immer traurig, soweit ich zurückdenken kann. Ich hasste Menschenansammlungen, saß gewöhnlich allein in einer Ecke und dachte nach." Mit 14 Jahren beginnt sie Männer einzuseifen - in einem Friseursalon. Einer der Kunden gibt ihr einen Job als Verkäuferin in der Modeabteilung eines Kaufhauses, für das sie auch in Werbefilmen mitwirkt. Sie bewirbt sich erfolgreich an der Königlichen Schauspielschule. Starregisseur Mauritz Stiller erkennt ihr Potenzial und engagiert sie für seinen Film "Gösta Berling". Angeblich ist es Stiller, der ihr einen neuen Namen verpasst: Gustafsson wird durch Garbo ersetzt. Garbo bedeutet im Schwedischen "Kobold", im Spanischen "Anmut".Als Louis B. Mayer, der Vizepräsident und Produktionschef von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), Mauritz Stiller einen Dreijahresvertrag anbietet, will der Regisseur nur unterzeichnen, wenn Greta Garbo ebenfalls ein Engagement bekommt. Mayer willigt ein. Über seinen Dolmetscher lässt er der pummeligen Greta ausrichten: "Sagen Sie ihr, dass die Männer in Amerika dicke Frauen nicht mögen." Mayer lässt sie allerdings zwei Monate in New York schmoren, bevor er die beiden nach Hollywood kommen lässt. Der aufbrausende Regisseur wird bereits während seiner ersten Inszenierung fortgejagt, Greta kann dennoch Probeaufnahmen machen. Ihre Ausstrahlung begeistert: MGM feilt an ihrem Aussehen und kreiert aus der rundlichen Schwedin ein glamouröses Geschöpf - Zahnkorrektur, Diät, neue Frisur. "Die Garbo" wird geboren, ein perfektes Kunstprodukt Hollywoods. Das Publikum liegt der "Göttlichen" zu Füßen. Sie spielt die Hauptrollen in den Filmklassikern "Mata Hari", "Anna Karenina" und "Die Kameliendame". Meistens spielt sie den verführerischen Vamp und später die edle Schönheit, voller Herzschmerz.
Als der Tonfilm aufkommt, bedeutet er das Aus für viele Stummfilmstars. Aber nicht für Greta Garbo. Ihre leicht rauchige Stimme gefällt den Zuschauern und der Kritik. Ihr erster Tonfilm "Anna Christie" wird mit dem Slogan "Die Garbo spricht" beworben. Diese Ankündigung bezieht sich auch darauf, dass "die Unnahbare, die mit niemandem redete", ihr Schweigen bricht, wie die Filmkritikerin Molly Haskell erzählt. Greta Garbo pflegt die Aura der rätselhaften Sphinx bis zu ihrem Lebensende. 1942 kehrt die 36-Jährige nach einem Flop Hollywood überraschend den Rücken. Sie dreht nie wieder einen Film. 1954 erhält sie einen Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk. Bis zu ihrem Tod am 15. April 1990 lebt sie allein und zurückgezogen in New York. Auf die Frage, was sie den ganzen Tag mache, soll die Multimillionärin geantwortet haben: "Ich gehe spazieren."
Stand: 18.09.05