Lida Baarova, Schauspielerin und Goebbels-Geliebte

Stichtag

27. Oktober 2000 - Lida Baarova stirbt

"Viele Leute sagen, er wäre ein Teufel. Er ist zu mir nie so gewesen. Ich kann es leider nicht sagen. Zu mir war er immer furchtbar nett", erinnert sich die Schauspielerin Lida Baarova an ihren Geliebten: Hitlers Propaganda-Chef Joseph Goebbels. "Ich habe eigentlich seine Liebe geliebt. Er hat mich so sehr geliebt, dass ich der Liebe verfallen bin." Als Lida Baarova 1934 aus der damaligen "Tschechei" nach Berlin kommt, ist sie 20 Jahre alt. In ihrer Heimat gilt sie als großes Talent: Die Beamtentochter aus Prag hat schon 18 Filme gedreht und an verschiedenen Bühnen gespielt. Ihr erster  Ufa-Film "Barcarole" macht sie im Deutschen Reich ebenfalls zum Star. Ihr Filmpartner Gustav Fröhlich wird auch privat ihr Liebhaber. Im Sommer 1936 kauft er eine Villa in der Nachbarschaft der Familie Goebbels in Berlin-Schwanenwerder.

"Ein sehr nobler Mensch"

Nach außen führen Joseph Goebbels und seine Frau Magda eine nationalsozialistische Musterehe mit mittlerweile vier Kindern. Doch der schmächtige, hinkende Propagandaminister ist bekannt für seine Affären mit jungen Schauspielerinnen. Magda duldet die Seitensprünge, solange er sie damit nicht öffentlich brüskiert - und revanchiert sich mit eigenen Liebschaften. "Der Bock von Babelsberg" - wie Goebbels genannt wird - findet auch Gefallen an der schönen Nachbarin. Schon bald lädt er sie zum Tee in sein abgelegenes Blockhaus am Bogensee ein. Goebbels balzt nach allen Regeln der Kunst: Er spielt am Flügel romantische Weisen, rudert Lida über den See, füttert mit ihr Rehe im Wald und turtelt am Kamin. Die 22-Jährige wehrt sich nicht lange gegen seine Avancen. Sie trennt sich von Fröhlich, und Goebbels hat freie Bahn bei seiner "Liduschka": "Er war sehr geistreich. Wir haben viel gelacht und wir haben uns gut verstanden. Ich muss sagen, er war ein sehr nobler Mensch."

Goebbels will sich scheiden lassen

Aus der Affäre wird eine ernsthafte Liebe. Nach fast zwei Jahren beschließt Goebbels, seine Frau um die Scheidung zu bitten. Er will sein Amt aufgeben und als Konsul nach Japan gehen, erzählt Lida Baarova später. Ihr sagt er: "Und wenn ich Krawatten verkaufen müsste in Japan, ich möchte abdanken." Magda wendet sich an Hitler persönlich. Der Skandal wird zur Chefsache: Der "Führer" tobt und fordert ein Ende der Liebschaft. Goebbels schluchzt am Telefon und zerfließt vor Selbstmitleid. Weil er Lida immer noch heimlich zu treffen versucht, wird er auf den Obersalzberg zitiert. Goebbels knickt ein und verspricht, auf die Geliebte zu verzichten. Lida Baarova erhält Berufsverbot, ihre Filme werden nicht mehr aufgeführt, vor ihrem Haus wacht die Gestapo. Als sie überlegt, nach Hollywood zu gehen, schickt Hitler seinen Adjutanten vorbei: "Der kam und hat gesagt: Frau Baarova, ich mache Sie aufmerksam, gehen Sie nicht über die Grenze von Deutschland. Es könnte Ihnen was passieren." Sie setzt sich nach Prag ab, wo sie nach Kriegsende als Kollaborateurin für 18 Monate ins Gefängnis kommt.

In der Nachkriegszeit dreht sie einige Filme in Spanien und Italien, spielt Theater in Deutschland. Doch die Schatten der Vergangenheit wird sie nicht mehr los: Sie bleibt - vor allem in ihrer tschechischen Heimat - die "Geliebte des Teufels". Kurz bevor Lida Baarova am 27. Oktober 2000 im Alter von 86 Jahren in Salzburg stirbt, diktiert sie noch ihre Memoiren. Darin präsentiert sie sich als argloses Opfer des Verführers Goebbels. Seine rassistischen Reden blendet sie aus. Ihre Ausrede: Sie habe damals "eigentlich nicht" gewusst, was Nationalsozialismus sei.

Stand: 27.10.2005