Er gilt als Lichtgestalt des deutschen Fußballs. Sein Spitzname: der Kaiser. Franz Beckenbauer hat alles gewonnen, was es im Fußball zu gewinnen gibt. Sich selbst bezeichnet er als "Lieblingskind des Schicksals". Er ist bei seinen vielen Fans und der Werbewirtschaft äußerst beliebt - obwohl es einiges gebe, was man ihm übel nehmen könne, meint der ehemalige Fußball-Profi Paul Breitner: "Sich scheiden lassen, Kinder verlassen, mit einer Freundin abhauen, Steuerschulden haben, dann die Freundin wieder verlassen - und, und, und." Für den Fußball-Kollegen Günter Netzer ist Beckenbauer "der akzeptierte Held der Nation". Diesen Titel habe er sich erarbeitet. "Das ist ihm nicht zugefallen. Er hat dieses durch Leistung erworben."
Geboren wird Franz Beckenbauer am 11. September 1945 in München als Sohn eines Postobersekretärs. Schon als Schüler wechselt er vom SC München 1906 zum erfolgreicheren FC Bayern München. Er macht eine Lehre als Versicherungskaufmann. Seine Fußballkarriere beginnt, als er 1964 drei Spiele für die Jugend-Nationalelf absolviert. Er schießt bei insgesamt 424 Bundesliga-Spielen 44 Tore und bei 103 Länderspielen 14 Tore. Als Spieler wird er unter anderem Weltmeister, mehrfach Deutscher Meister und Fußballer des Jahres. Auch nach dem Ende seiner Profi-Karriere bleibt Beckenbauer dem Fußball treu - obwohl er zuvor gesagt hat: "Mit Fußball möchte ich später nichts mehr zu tun haben." Beckenbauer hat sein "Geschwätz von gestern" nie gestört. Wegen seiner häufigen Meinungswechsel bezeichnet ihn der "Spiegel" als "FirleFranz". Fußballtrainer Ewald Lienen kritisiert, Beckenbauer sei wohl der einzige in Deutschland, der sich innerhalb von fünf Tagen 27 Mal widersprechen dürfe.
Zwei Jahre nach dem Ende seiner Spieler-Karriere wird Beckenbauer 1984 Coach der deutschen Nationalmannschaft: "Es war der Bundestrainer-Posten plötzlich frei. Dann haben sie alle auf mich gedeutet." Ohne eine Trainerlizenz zu besitzen, übernimmt Beckenbauer den Job. Für ihn wird die Bezeichnung "Teamchef" erfunden. Paul Breitner: "Ich habe ihn mal als Sargnagel des deutschen Fußballs bezeichnet, weil er einen Fußball spielen ließ, der richtig schlimm war." Aber die deutsche Nationalmannschaft wird 1986 Vize-Weltmeister. "Trotz Beckenbauer sind wir noch Zweiter geworden", sagt der damalige Verteidiger Karl Heinz Förster. "Er war 1986 mit Sicherheit noch nicht in der Lage, eine Nationalmannschaft bei einer WM richtig zu führen." Beckenbauer lernt aus seinen sportlichen Fehlern und führt die Nationalelf 1990 in seinem letzten Spiel als Teamchef zum Gewinn der Weltmeisterschaft. Seither heißt es: Was der Kaiser anpackt, gelingt. Sein bislang letzter Coup: Als Vorsitzender des Bewerbungskomitees hat er die WM 2006 nach Deutschland geholt.
Stand: 11.09.05