Selbst mäßig an Naturwissenschaften interessierte Schüler werden munter, wenn im Chemieunterricht der Bunsenbrenner zum Einsatz kommt. Wenn die Elemente über der zischenden Gasflamme zum Reagieren gebracht werden, dann gibt es meist Erstaunliches zu beobachten. Dabei ist der kleine, unscheinbare Gasbrenner an sich schon erstaunlich genug.Mit seiner Erfindung revolutioniert Robert Wilhelm Bunsen vor 150 Jahren die Labor-Technik. Zwar hatte Jacob Berzelius Anfang des 19. Jahrhunderts bereits eine schwache und rußende Spirituslampe zum Erhitzen von Gefäßen konstruiert, die Michael Farady mit Gas als Energiequelle weiterentwickelte. Dieser Brenner lieferte aber nur eine große, nicht regulierbare Flamme von niedriger Temperatur. Erst Bunsen gelingt es, durch den Einsatz von Steinkohlegas, die Zuführung von Sauerstoff und den Einbau von Schiebern die heiße, blaue und rußfreie Flamme zu erzeugen, die heute "Bunsenflamme" genannt wird.Der Heidelberger Universitätsprofessor deckt mit Hilfe seines Brenners die Grundlagen der Spektralanalyse auf und kommt so zwei neuen Elementen auf die Spur: den Metallen Cäsium und Rubidium. Bunsens beinahe 70-jährige, ebenso innovative wie vielseitige Forschungstätigkeit stellt ihn in eine Reihe mit den berühmten Kollegen Berzelius und Faraday. Sein Zeitgenosse Jean Servais Stas schreibt: "Der große Bunsen ist für uns alle der Meister, denn alles, was aus den Händen dieses Mannes hervorging, war Meisterwerk."
Ebenso begeistert wie für die Forschung setzt sich Robert Wilhelm Bunsen, selbst mit 20 Jahren schon Doktor, sein Leben lang für die Ausbildung seiner Studenten ein. Die bewunderten ihren humorvollen, in Hunderten von Experimenten abgehärteten Chemie-Professor nicht zuletzt dafür, dass er Deckel prinzipiell ohne Pinzette von den glühenden Porzellantiegeln abnahm. Die Erfolge im Umgang mit giftigen und zum Teil höchst explosiven Stoffen bezahlt Bunsen jedoch mit fortschreitender Erblindung eines Auges. Für seine Verdienste wird er ausgezeichnet wie selten ein Gelehrter. Dabei war dem bescheidenen, stets gentlemanlike auftretenden Bunsen nichts peinlicher, als zu offiziellen Anlässen das ganze "Lametta" aus Orden und Ehrenzeichen anlegen zu müssen. Auch im hohen Sommer sieht man ihn dann im hochaufgeschlagenen Überzieher rasch und heimlich durch die Straßen Heidelbergs eilen.
Stand: 10.05.05