Stichtag

30. Mai 2005 - Vor 365 Jahren: Tod des Malers Peter Paul Rubens

"Wir besuchten den weitberühmten und kunstreichen Maler Rubens, den wir gerade bei der Arbeit trafen, wobei er sich zugleich aus dem Tacitus vorlesen ließ und daneben einen Brief diktierte. Da wir uns nun still verhielten und ihn durch Reden nicht stören wollten, begann er selbst mit uns zu sprechen und fuhr dabei ununterbrochen fort in seiner Arbeit, ließ sich weiter vorlesen, hörte nicht auf, den Brief zu diktieren und antwortete uns auf unsere Fragen." So berichtet 1621 der Leibarzt des dänischen Königs Christian IV. seinem Herrscher von einem Besuch im Atelier des Malerfürsten Rubens. Nur wenige Künstler haben auf ihre Zeit einen so mächtigen, unwiderstehlichen Einfluss ausgeübt wie das Barock-Genie Peter Paul Rubens. Schon zu Lebzeiten gilt er unter Kollegen als "Homer der Malerei". Auf dem Höhepunkt seiner Karriere hat er alles: Auftraggeber an den bedeutendsten Höfen, politischen Einfluss als entsandter Diplomat und diverse Adelstitel. Seine straff organisierte Künstlerwerkstatt, die größte ihrer Zeit, verschafft ihm ein immenses Einkommen und ein schlossartiges Anwesen, in dem er mit fast pathologischer Sammelwut Gemälde von Tizian, Tintoretto, Holbein und Dürer anhäuft.Dass der Spross einer flämischen Patrizierfamilie ausgerechnet in Siegen geboren wurde, verdankt er seinem calvinistischen Vater Jan, der vor der spanischen Inquisition nach Köln fliehen musste. Dort begann er eine verhängnisvolle Affäre mit der Ehefrau Wilhelms von Oranien, wofür ihn der gehörnte Ehemann zum Tode verurteilte. Doch Jan Rubens' Gattin Maria setzte sich für ihren Mann ein, bezahlte eine hohe Kaution und folgte ihm in die Verbannung nach Siegen, wo Peter Paul Rubens am 28. Juni 1577 geboren wird.

Nach dem Tod ihres Mannes zieht Maria wieder nach Antwerpen, wo der junge Rubens bei drei Meister-Malern zugleich in die Lehre geht. Während eines achtjährigen Aufenthalts in Italien, dem Land seiner großen Vorbilder, holt sich das begnadete Talent den letzten Schliff. 1608 wird Rubens von Albrecht und Isabella, den spanischen Souveränen der südlichen Niederlande, zum Hofmaler ernannt. Er baut die Antwerpener Werkstatt auf und stellt, da die Nachfrage in ganz Europa rasant ansteigt, immer mehr Mitarbeiter ein. Bis zu seinem Tod am 30. Mai 1640 fertigt die "Rubens-Factory" Bilder wie am Fließband. Kunsthistoriker zählen heute 2.500 von Rubens signierte Gemälde. Der Meister wohlbeleibter Weiblichkeit liefert, was verlangt wird und ist dabei ein genialer Vermarkter seiner selbst. Sogar für im In- und Ausland produzierte Kopien seiner Werke kassiert Rubens Tantiemen und ist so einer der ersten Inhaber eines internationalen Copyrights.


Stand: 30.05.05