Ausgerechnet eine geschiedene Amerikanerin gibt dem Leben der Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon die entscheidende Wende. Als die Tochter aus schottischem Hochadel am 4. August 1900 geboren wird, scheint die Ordnung im englischen Herrscherhaus noch unerschütterlich. Mit 23 Jahren heiratet die begehrte junge Lady Albert Frederick Arthur George Windsor, den zweiten Sohn von König Georg V. An der Seite des introvertierten Gatten spielt Elizabeth, stets in pastellfarbenen Tüll gehüllt, perfekt ihre Rolle in der zweiten Reihe der Royal Family. Dreizehn Jahre später hebt die Amerikanerin Wallis Simpson die festgefügte Ordnung aus den Angeln. König Edward VIII. entscheidet sich völlig unstandesgemäß für die Liebe seines Lebens und dankt ab. Sein Bruder Albert, der für die Thronfolge weder ausersehen noch qualifiziert ist, wird plötzlich als Georg VI. König von England.Auf die so überraschend zur Queen aufgestiegene Elizabeth warten zunächst harte Jahre. Edwards Verzicht auf die Krone hat dem Vertrauen des englischen Volkes in seine Monarchie schwer geschadet. Dass Georg VI. und seine Frau unverhohlen Sympathie für Hitler-Deutschland bekunden, vertieft die Kluft noch weiter. Erst als Elizabeth im Kriegsjahr 1940 unermüdlich die Londoner Bombenkrater inspiziert und sich weigert, nach Schottland zu fliehen, erobert sie ihren Platz in den Herzen der Menschen.
1953 folgt Elizabeth II. ihrem mit 56 Jahren verstorbenen Vater Georg auf den Thron. Queen Elizabeth, die Königinwitwe, bislang unbestritten die graue Eminenz hinter den Kulissen der Royal Family, zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück. Angeblich ist es Premier Winston Churchill, der ihr den Weg in ein neues Lebensamt weist: als "Her Majesty Queen Elizabeth The Queen Mother", kurz, als Queen Mum. Ein halbes Jahrhundert lang pflegt Elizabeth fortan das Zuckerguss-Image der königlich heiteren Lieblingsoma. Legendär werden die pompösen Paraden zu Queen Mums Geburtstag, legendär werden auch Gin-Konsum und Verschwendungsliebe der Windsor-Seniorchefin. Doch nicht zuletzt ihr gusseisern-mütterlicher Charme überzeugt die Briten, ihrer Monarchie trotz all der durch Lady Diana ausgelösten Erschütterungen treu zu bleiben. Erst der Tod ihrer Tochter Margaret im Februar 2002 bricht den Lebenswillen der scheinbar unverwüstlichen alten Dame. Nur wenige Wochen später, am 30. März, stirbt auch Queen Mum Elizabeth im biblischen Alter von 101 Jahren.
Stand: 04.08.05